VÖ: 19.08.2011
Label: Victory Records (http://www.victoryrecords.com)
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Tracklist:
01. Crystal swords kill the hordes
02. Reality away
03. Destroyer
04. Cybernetic strawflower
05. Break free from your life
06. Reverie
07. Witch of the woods
08. Free for infinity
09. Under the blood driven moon
10. Nevaeh
Spieldauer: 28:58 min
Design The Skyline - so heißt das frischeste Signing to date bei Victory Records. Groß und breit prangt ein Aufkleber in der linken oberen Ecke: "For Fans of Attack Attack, Asking Alexandria,..." und dem Redakteur zieht es die Gesichtszüge zusammen. Davon gab es in der letzten Zeit doch wahrlich genug... also jetzt nicht unbedingt Fans (obwohl das scheinbar auch zutreffen muss), wohl aber Bands, die dann eben die selbe Kerbe beackern (bzw. von der Plattenfirma aus beackern sollen). Dazu heißt es in der Presseankündigung betreffend der Genrebeschreibung: "Experimental-Death-High-Tech-Grind-Pop" - Gesundheit! Mir schwant Böses, wobei man sagen muss, dass diese Genrebeschreibung keineswegs vorrangig aus Promogünden gewählt wurde, sondern mal tatsächlich zutrifft.
Zur Vorinfo: Design The Skyline, das sind ganze sieben Leute (Drums, Bass, 2 Gitarren, 2 Sänger, Keyboard), die allesamt zum selben Frisör gehen, dort die abgetragenen Extensions von Attack Attack angeklebt bekommen und auch ansonsten scheinbar viel mit denen gemein haben, bis auf eine Sache: das Debütalbum "Nevaeh" kann man sich über weite Strecken sogar gut anhören.
Los geht es mit "Crystal swords kill the hordes" und gleichzeitig mit ziemlich brutalem Shouting. Die Death-Komponente hat sich bewährt, genauso wie die Berechtigung der zwei Fronter, wobei ich dieses Zugeständnis eigentlich auch gleich wieder zumindest einem der beiden absprechen möchte, sobald es wieder mit diesem unsäglichen Clean-Gesang losgeht. Trashige Synthesizer? check! Autotune? mit Sicherheit! Glücklicherweise ist dieser Ausflug auch schon nach kurzer Zeit vorbei und der Song geht vorerst weiter seinen von Suicide Silence und Emmure gesäumten Weg. Song Nummer zwei prescht da in eine ähnliche Richtung, bis auf die Tatsache, dass der Gesang noch schlimmer ist. Erste wirkliche Überraschung ist das darauffolgende "Destroyer", das schon fast Black-Metal-hafte Züge an sich hat und mit keifendem Screaming und fetten Growls meine Mundwinkel wieder weg vom Erdboden zu bewegen vermag. Und was noch wichtiger ist: keine sinnlosen Stimmungsänderungen, kein Cleangesang. Perfekt! Ähnlich geartet ist dann "Cybernetic strawflower", wenn auch die ganze Chose gesangstechnisch stellenweise eher in die Screamo-Ecke abdriftet.
Sehr überrascht hat mich dann auch das Instrumental "Reverie" mit einer wiederum ganz anderen Stimmung, irgendwie poppig, aber äußerst progressiv. Schwer zu beschreiben aber kompositorisch echt hochwertig, erinnert es sogar stellenweise ein bisschen an God Is An Astronaut. Danach gibt's wieder Black-Metal mit "Witch of the woods" und ich frage mich so langsam, welche Zielgruppe den Verantwortlichen hier eigentlich vorschweben könnte? Diese Gedanken verwerfe ich dann aber gleich wieder, als mit "Free for infinity" plötzlich Horse-The Band und Hanni Kohl an die Tür klopfen und sagen: Hallo, wir haben LoFi-Synthesizer und wollen dich etwas mit verstörender Ambient-Mucke unterhalten. Das funktioniert sogar über die erste Minute, wird dann aber doch etwas entnervend. Als vorletzter Song wird jetzt ein Deathcore-Bomber auf die Hörerschaft losgelassen, mit gurgelnden Growls und einem Breakdown nach dem anderen. Daraufhin noch ein atmosphärisches, wenn auch recht belangloses Instrumental als Rausschmeißer. Ich hole mir eine Flasche Absinth aus dem Keller zu Bewusstseinserweiterung und überlege, was ich jetzt so zusammenfassen könnte.
Denn so richtig zusammenfassen lässt sich hier eigentlich nichts. Die Songs unterscheiden sich stärker, als auf manchen Label-Compilations. Technisch hat das alles Hand und Fuß und gerade die Black-Metal-Parts haben es mir tatsächlich richtig angetan. Doch wie schon oben erwähnt: für wen soll das jetzt was sein? Zudem finde ich diesen Trend gerade richtig schlimm, möglichst viele Einflüsse in den eigenen Sound zu übernehmen. Das Ganze war mal innovativ, mittlerweile packt man aber alle irgendwie und irgendwo angesagten Inputs in einen Mixer, rührt es durch und es kommt zumeist ein verstörender Cocktail aus dem Bandportfolio großer Labels heraus. Bei Design The Skyline besteht noch der Vorteil, dass zumindest die Songs in sich stimmig sind und die eigentliche musikalische Achterbahnfahrt nur innerhalb des Albums im Gesamtkontext entsteht. Deshalb hier meine Schlussfolgerungen:
1. Design The Skyline: bitte ab jetzt nur noch melodischen Black-Metal!
2. All diejenigen, deren Hörgewohnheiten sich auf Asking Alexandria, Trancecore, Dimmu Borgir, Suicide Silence, Emmure, ein bisschen The Black Dahlia Murder und God Is An Astronaut konzentrieren, aber keine zwei Songs von einer Band hintereinander hören wollen und die zudem ausschließlich einen CD-Player besitzen - zuschlagen!
Auch alle anderen sollten mal ein Ohr riskieren, wenn ihnen die oben erwähnte Liste grundsätzlich zusagt. Schlecht ist das hier nämlich nicht! Auf alle Fälle muss hier aber noch der eigene Stil kultiviert werden, denn mit der durch's Netz wabernden Bezeichnung "Albtraum für Schubladendenker" hat das mal gar nichts zu tun, wohl aber mit mangelndem Bewusstsein, welchen Stil man eigentlich machen will.
Punkte: 6/10
Disko:
2011 - Nevaeh
Links:
http://www.facebook.com/designtheskyline