VÖ: 10.12.2010
Label: Antstreet Records - http://www.antstreet.de/
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Tracklist:
01. Re: Sick Nation
02. I Don't Care
03. Guys
04. The Definition
05. F.Y.A.Y.B.
06. Sunny Day
07. Mary
08. Satisfied
09. Addiction
10. Nightlife
11. Burn Your Eyes
12. Decisions
Laufzeit: 35:18 min.
Dass der Punk und der Pop nicht so recht zusammen gehören, ist für nicht wenige mehr als selbstverständlich, immerhin ist es auch generell unmöglich, dass der Punk den Pop überhaupt leiden kann. Nichtsdestotrotz haben sie sich hin und wieder vereint und dabei auch, zumeist heimisch in den USA, einige starke Platte herauskommen lassen. Zwischen „Smash“ und „Dookie“ sowie der kompletten Blink182-Discographie haben sich jedoch auch viele Bands aufgemacht, dem Punk den Pop überzustülpen, was meistens sehr weh tat. Und peinlich war. Mit F.I. probiert sich nun eine deutsche Band, genauer gesagt ein paar Saarländer, die richtige Mischung zu finden, scheitern aber dabei zumeist aufgrund der eigenen Verbeugung vor dem übermächtigen Pop.
„Puzzle“ startet dabei gar nicht mal so schlecht: „Re: Sick Nation“ ist - hat man sich an die Stimmen der beiden Frontmänner gewöhnt und lässt die schwache Hook außen vor – nämlich ein richtig gutes Stück Musik. Unglaublich abwechslungsreich kommt der erste Song daher, weiß mit Spielfreude, Groove, einem tollen Zusammenspiel von prägnantem Drumming und variantenreicher Gitarrenarbeit, einem schicken Soli sowie einer Menge Power zu Gefallen und überrascht so erst einmal ungemein. Billiger Pop Punk sieht auf jeden Fall gänzlich anders aus. Gibt man sich jedoch die weiteren Tracks des Debüts, so sinkt der gerade eben erst aufgegangene Stern von F.I. recht schnell und der Pop setzt zur Aufholjagd an. Die mehr als angenehme Härte aus dem Opener verschwindet beinahe gänzlich und spätestens schon bei dem dritten Song „Guys“ regieren schmieriger Pop Punk mit Kaugummi-Geschmack und Referenzen, die sich mehr und mehr an den radiotauglichen Protagonisten des Genres wie etwa Simple Plan orientieren. Als ob man noch einmal schnell in´s Teenie-Alter zurückgehüpft ist, präsentieren sich F.I. als Verfechter von peinlich auf Eingängigkeit getrimmten Refrains und zum Teil auch recht einfältigen Lyrics („Sunny Day“, „I Don´t Care“). Leider bleiben die Hooks dabei nicht ein einziges Mal hängen, was das Trauerspiel noch ein wenig verstärkt. Das wirkliche Schlimme an „Puzzle“ ist jedoch der Umstand, dass die Jungs ordentlich was drauf haben, es aber nicht in qualitativ hochwertige Musik verpacken. Songs können sie schreiben, ihre Instrumente haben sie gut im Griff, passable Soli können sie raushauen und auch haben sie immer wieder nette Ideen wie kurze Scratch- und Rapeinlagen auf „F.Y.A.Y.B“, härtere Momente mit treibendem Drums auf „Sunny Day“ oder aber auch zum Finger-gen-Himmel-recken einladende Passagen auf „Addiction“.
Insgesamt schafft es jedoch kaum ein einziger Track, im Ganzen zu gefallen. Die Abwechslung bleibt zwar, aber zu oft drehen sich die Songs um die langweiligen Hooks und immens poppige Gesangsversuche, die aufgrund der Begrenztheit der stimmlichen Fähigkeiten und den simplen Melodieführungen nur sehr selten betören. Dass die Produktion mehr als 1A ist, rettet das Unterfangen „Puzzle“ nicht wirklich, so dass man Ende nur feststellen kann, dass die Jungs ihr Potential nicht richtig ausnutzen und den Pop regieren lassen. Irgendwo zwischen Radiotauglichkeit und musikalischem Anspruch scheinen sie festzuhängen und schaffen es zumindest auf ihrem Debüt nicht, sich selbst am richtigen Platz zu verorten.
So kann man nur hoffen, dass die Band dem Pop etwas den Rücken kehrt und so weiter macht, wie sie es auf dem Opener und immer wieder in kurzen Momenten andeuten. „Puzzle“ beinhaltet sehr viel verschossenes Pulver sowie eine ungemeine Anbiederung an den Mainstream, was dazu führt, dass man im Endeffekt einfach keine gänzlich guten Songs finden kann, was natürlich mehr als schade ist bei dem Potential und auch ein wenig zweifeln lässt an den Motiven der noch jungen Band. Insofern bleibt nix anderes übrig, als überzeugten Radio-Pop Punk-Fans das Stück an´s Herz zu legen und zu warten auf die Entscheidung, in welche Richtung sich F.I. bewegt. Kein richtig schlechtes, aber auch kein gutes Album. Kaum Punk, viel Pop.
Punkte: 05/10
Discographie:
2010 - Puzzle LP
http://www.myspace.com/fracticalillusion