VÖ: 15.04.2011
Label: DIY
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Tracklist:
01. September
02. Odem
03. Verschlafene Tage
04. Neuschnee
05. Eos & Eis
06. Licht
07. Flieder
Spieldauer: 35:16 min
Es ist immer wieder äußerst geil, Bands zu entdecken, von denen man vorher nicht einen Ton gehört hat und die ein Album an den Start bringen, was einen einfach umhaut. Selbiges ist mal wieder geschehen, als ich durch die Wirrungen des Web 2.0 über Ära Krâ gestolpert bin. Viel ist von den Jungs nicht bekannt, es gibt weder eine Plattenfirma noch ist man in der Lage, einen Eindruck über die Identitäten der Mitglieder zu bekommen. Was zählt ist aber wie so oft die Musik und die ist bei Ära Krâ einfach so mitreißend, dass ich zirka 8 Stunden nach dem ersten Hören von "Ferne Tage" meinen Senf dazu abgeben muss.
In einer guten halben Stunde gibt es hier feinsten, melodisch-progressiven Black-Metal, der mit den schwarzen Pfoten tief in den Schubladen modernerer Stile wie Metalcore wühlt und das alles zu einem Gesamtkunstwerk verbindet, das an Emotionalität und Kreativität kaum zu übertreffen ist. Nach kurz einklingenden Gitarren geht es Genre-typisch mit ordentlich schnellen Blast-Beats zur Sache. Dazu permanent zweistimmige und gerne dissonante Gitarren, gepaart mit schön kehligem und dreckigen Gesang. Mittendrin dann ein melancholischer Part und alles zusammen wirkt stimmungsmäßig brockenschwer. Es ist eben die Stimmung, die auf "Ferne Tage" so unglaublich präsent ist und einen von der ersten bis zur letzten Minute gefangen nimmt. Der zweite Song "Odem" erinnert - wie viele Stellen auf dem Album - angenehm an die diesjährigen Durchstarter von Der Weg einer Freiheit, ist meiner Meinung nach aber weitaus variabler. Gerade das "Umkippen" der Gitarrenharmonien von Moll zu Dur und damit einhergehende plötzliche Stimmungswechsel und Auflösungen der Spannungsbögen ist richtig groß. So wirkt "Ferne Tage" gleichzeitig unglaublich spröde, nur um im nächsten Augenblick wieder ganz große Emotionen zu Tage zu fördern.
Heute regnet es nebenbei in meiner Heimat Dresden und man sieht eigentlich nichts anderes als Grau. Als ich vorhin durch die Stadt gelaufen bin und mir der Song "Neuschnee" in den Sinn gekommen ist, musste ich für mich so feststellen, dass es kaum einen besseren Soundtrack hierfür gibt (bis auf den Titel, da ja "Neuschnee" nicht so wirklich in den ausgehenden Juni passt, aber ihr wisst schon, wie das gemeint ist). Alleine dieses Schifferklavier, da kriecht einem eine wohlige Kälte den Rücken herunter.
So kann man sagen, dass Ära Krâ hier mit ihrem Debüt ein kleines Meisterwerk gelungen ist, dass vor Stimmung und Melancholie nur so strotzt. Es ist hier wirklich schwer, irgendeinen Song auszuwählen, den man besonders hervorheben wöllte. Das Album wirkt in seiner Gesamtheit und trotz den immer gleichen Zutaten wirken die Songs innovativ und verbrauchen sich (zumindest bei mir bis jetzt) nicht. Alle, die etwas für Mucke im Fahrwasser von Der Weg einer Freiheit, Godless Crusade oder Akrea übrig haben, sollten unbedingt auf die Homepage der Jungs gehen und sich dort den Stream von "Ferne Tage" geben. Ich prophezeie Ära Krâ noch große Taten!
Punkte: 9/10
Disko:
2011 - Ferne Tage
Links:
http://www.aerakra.com