VÖ: 05.11.2010
Label: Demons Run Amok Entertainment - http://www.demonsrunamok.de/
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Tracklist:
01. Hermetic Sermon Pt. 1 (Expectatio)
02. I Am I, You, Nobody
03. As Kalki
04. Mother Tiamat
05. Hermetic Sermon Pt. 2 (Invocation Of Abraxas)
06. Lambgoat
07. We Know Love
08. Abissum Abisssus Invocat
09. 10000 Winters
10. Hermetic Sermon Pt. 3 (The Ultimate Realization)
Lauzeit: 35:00 min
Schon seit rund einem halben Jahr gibt es von Hierophant das namenlose Debüt zu ergattern, welches den Hörer mehr als nur überrollt. Dunkelster Noisecore mit Hang zur Selbstzerstörung sowie Black Metal befindet sich nämlich auf dem Longplayer, und was in den 35 Minuten von den Süditalienern alles abgefackelt wird, ist nicht immer greifbar.
So sägen sich die brachialen Klänge der Gitarren nur so in die Hirnwindungen, dass der Schmerz nicht allzu lange auf sich warten lässt. Extrem fiese Riffs prägen das Soundbild der Band und wissen größtenteils zu betören: zwischen hohen, leidenden und den tiefen, rotzigen Tonlagen liegen oft nur wenige Sekunden, was durchaus gut funktioniert. Die Vocals von Frontmann Karl erklingen dabei verzerrt im Hintergrund und bilden teilweise nur ein weiteres Rauschen in der Lärmlandschaft von Hierophant. Mal unglaublich schleppend, ja beinahe verreckend („1000 VVinters“, „Hermetic Sermon pt.1 (expectatio)“), ein andermal sich überschlagend, flüchtend, um die eigene Existenz rennend („Lambgoat“, „I Am I, You, Nobody“), werden bezüglich des Tempos verschiedenste Wege gegangen. Jenes Wechselspiel erhöht dabei nur noch mehr den zum Teil verstörenden Sound der Band, der den Hörer in ein brennendes Inferno schickt, welches nur noch bevölkert wird von Hass, Angst und dem eigenen Verderben.
Stimmungstechnisch erzeugen Hierophant nämlich eine Atmosphäre, die bleischwer erdrückend und so mehr als mitreißend ist - oder ganz und gar kalt lässt. Aufgrund der beinahe nicht existenten Änderungen in Wort und Ton (ok, es existieren auch stille Momente in der Apokalypse) wird man nur mitgezogen, sofern man genau jenes brachiale Noise-Gemenge hören möchte. Dies ist einerseits natürlich riskant, andererseits aber auch mehr als mutig. Der Lärm ist einfach im wahrsten Sinne zu ohrenbetäubend. Dadurch geht leider auch vielfach der Zugang zur instrumentalen Ebene verloren, was so nicht selten einen Tonbrei vor dem geistigen Auge erzeugen lässt. Hier hält meist nur noch die Emotionalität den Hörer an der Anlage, insbesondere auch aufgrund der recht geringen musikalischen Abwechslung und auch aufgrund der größtenteils wenig anspruchsvollen Arbeit an den Instrumenten. Einzig der Drummer weiß sich hin und wieder abzusetzen, was besonders wichtig für die treibenden Parts ist.
Insgesamt ist das Debüt von Hierophant ein ungemein widerlicher Brocken, und das im positiven Sinne. Irgendwo zwischen Neurosis und Integrity erzeugen die Italiener ein brodelndes Stück Musik, was vorrangig über die emotionale Schiene und aufgrund seiner unmittelbaren Reinheit im Sinne der klaren Wiedergabe von negativsten Gefühlswallungen, welche gekonnt musikalisch aufgearbeitet werden, funktioniert. Ansonsten überschattet die Sperrigkeit einiger Songs und vor allem der überpräsente Noise-Faktor musikalische Details sowie wahre Klangfreuden. Für Fans jenes zurzeit nicht gänzlich ungehypten Genres ganz klar zu empfehlen, sollte sich der Rest lieber erst einmal eine Kostprobe gönnen und schauen, ob er oder sie bereit für Hierophant ist, und in den Abgrund schauen will.
Punkte: 06/10
Discographie:
2010 - Hierophant LP
http://www.myspace.com/hierophantkvlt