Label: Midsummer Records - http://www.midsummer-records.de
VÖ: 23.04.2011
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Tracklist:
01. And We Will Dance To Your Heartbeat (We Are The Mission)
02. Because This Ain't Vegas
03. Girls Go Movie
04. Scene Scene Scenery (We Are So Far From Perfect)
05. Citizens. Districts. Telescopes
06. Jelly, Jelly, How To Survive Such A Trip?
07. Il y A Que La Vérité Qui Blesse
08. You Are Fiction / I Am Actor
09. Yeah, The Ocean!
10. Give Up, God!
11. A Campus, A Heart, A Star
12. 'C' Is For Competition (We May Collide)
13. Actio Equals Reactio
Spielzeit: 40:00 min
Als ich "Mission: Polarlights" das erste Mal durchlaufen ließ, fuhren mir zwei Dinge durch den Kopf: 1. "Wow, krass überproduzierter Mainstream-Radio-Rock, für den sich selbst Silke Super vom unerträglichen Motor FM zu Schade wäre." und 2. "Wow, krass überproduzierter Mainstream-Radio-Rock, der eigentlich viel zu Schade für Silke Super und das unerträgliche Motor FM ist."
Für alle Unwissenden: Motor FM ist ein Berliner Radiosender, der mit dem Slogan "andere Musik für Berlin" wirbt und ein erbärmliches Gemisch aus miesen GMX-Startseite-News, belangloser Indie-Disko-Mucke für Leute mit zu engen Hosen und null Musikgeschmack und unfreiwillig komischen Redaktionsbeiträgen über den Äther jagt. Was der offensichtliche Motor-FM-Diss in den Aussagen unter 1. und 2. mit dieser Platte zu tun hat, wollt ihr wissen? Nun...
Zu Punkt 1. - The Satellite Year klingen wie eine auf Hochglanz polierte Mischung aus Jimmy Eat World, Angels and Airwaves, Cold Play und Schwedenschlagertruppen à la The Last Days of April. Klar, schwer vorstellbar, dass es möglich sein sollte, die genannten Bands noch auf Hochglanz zu polieren. The Satellite Year schaffen es trotzdem: Bis ins Detail ausgearbeitet, unbedingt radiotauglich und völlig unverhohlen nach dem Hit schielend, tropft nach dem Einlegen von "Mission: Polarlights" eine Emo-Powerpop-Schnulze nach der anderen aus den Boxen. Kein Wunder, hat sich die Band doch glatte 12 Monate für die Vorproduktion gegönnt und ist extra nach Turin gejettet, um mit den "Erfolgsproduzenten Andrea Fusini und Alessandro Vanara das bestmögliche aus mehr als einem Jahr harter Arbeit zu holen". Wenn sich so eine Band dann auch noch selbst einen Orden umhängt, weil sie "deutschlandweite Konzerte mit Bands wie The Rasmus, Silbermond, Die Happy, Bosse (etc. pp.)" spielt, wird selbst Silke Super zu recht sagen: "Abhauen, Jungs!"
Zu Punkt 2. - Nichtsdestotrotz kommt man nicht umhin, den fünf Jungs aus dem Saarland zu attestieren, dass sie einen qualitativ in dieser Form deutschlandweit beispiellosen Emo-College-Rock abliefern, der durch Vielschichtigkeit, Professionalität und Energie glänzt. Zwei durchgängig tolle melodische Gesänge, knackiges Schlagzeug und ohne Ende Synthie-Hooks und Gitarrenlinien machen die 13 kompakten Powerpophits dieses Albums aus. Bei Fans des Genres wird die Platte bestimmt in diesem Sommer auf jeder Fahrt zum Baggerloch aus den Boxen dröhnen - ich kann bloß hoffen, dass "Mission: Polarlights" dann standesgemäß zwischen den Foo Fighters und Blink 182 auf RTL Berlin läuft und nicht in der Flut räudigen Disko-Rocks auf Motor FM untergehen muss.
Ganz groß: "Citizens. Disricts. Telescopes."
Ganz fies: Plattenknistern am Songende, ekelhafte Frau-Mann-Duette (C is for Competition) und ohne Ende Vocoder-Einsatz. Ich tippe mal, dass ein großer Teil des Gesangs durch die entsprechende Software gejagt worden ist... da halt ich es doch eher mit Christina Aguilera, die mit eindeutigen T-Shirts Stellung zu dieser Seuche bezieht: "Auto Tune is for Pussies".
Punkte: 05/10
Diskografie:
2008 - This Is Voltaire (Al-Piper Records / Edel Music) - EP
2009 - Could You Try To Speak In A Higher Register (Midsummer Records / Cargo Records) - Single
2011 - Mission: Polarlights
http://www.thesatelliteyear.com