[Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

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Burnilein
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[Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von Burnilein »

Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Label: Bridge Nine Records - http://www.brigde9.com
VÖ: 11.04.2011

Bild

Tracklist:
01. Warm Blood Rush
02. Dear Father
03. Waves Crash, Clouds Roll
04. Empty Glass
05. No Kind Of Home
06. White Knuckles
07. Cemetery Walls
08. Quiet The Longing
09. At Peace
10. White Oak Doors
-
11. But Breathing
12. Brothers
13. I Don´t Mind
14. Headstone

Spielzeit: 49:28 Min.

Defeater warten mit ihrem zweiten(!) Album auf und reißen Mauern ein - Mauern weiß gekalkter, amerikanischer Vorstadtidyllen und treten Eichentüren derselben Farbe ein. Es fällt mir schwer zu schreiben, wie oft ich "The Red, The White And The Blues" der "Lost Ground" Ep durch die Seitestraßen Shanghais laufend gehört habe, Last.fm sagt 55 Mal. Auch bei weiterem Hören läuft mir noch ein wohliger Schauer über den Rücken. Konsequent setzt der Fünfer aus Massachusetts seine verzweifelte Konzeptgeschichte fort. Ein Sumpf aus Drogen, Verzweiflung, Rückschlägen und Nachkriegstraumata verspricht keine seichte Unterhaltung sondern harte Emotionen. Ein Hardcoreblues der modern und verzweifelnd in wunderschönen Melodien durch den Gehörgang saust und trotz aller Härte immer wieder instrumentalisch Wege aus der Depression findet. Falls man "Defeater" noch nicht kennt (Frevel!) dann könnte man sagen: "hier ist der negative Bruder von Have Heart". Ein verzweifeltes Geschrei (Empty Days) und eine verletzliche Stimme (Sleepless Nights) begleiten durch das Album, dazu perfektes Drumming und hier und da aufblitzende Melodiebögen. Defeater ist brutal und der zweite Longplayer saugt dem Hörer die Energie aus und rotzt sie einem wütend in's Gesicht. Lost Ground war für mich um ein paar Ecken besser als Travels, welche mit "Cowardice" mit der bisherigen Bandhymne aufwartet und um es vorweg zu nehmen, halten "Defeater" diesen hohen Standard und glänzen sogar mit mehr Höhepunkten als bisher. Zum Album - dieses Mal Track by Track.

"Warm Blood Rush" eröffnet mit den Trademarks und in hohem Tempo die Scheibe, bleibt aber unterdurchschnittlich.
"Dear Father" ist als zweiter Song, das erste Highlight. Geschwindigkeitstechnisch fährt man einen Gang zurück und bläst ab der 45. Sekunde die Frage "So, what are you gonna do?" heraus, um verzweifelt zu antworten "Be the hero that your father was." - intensiv und melodiös entlässt einen der Song. "Waves Crash, Clouds Roll" bleibt stark und schaufelt einem die Gitarren- und Schlagzeugwellen entgegen. "Empty Glass" ist dann für mich, neben "Brothers" der Höhepunkt der Platte und wenn Derek "Tell me about the old-days!" in die Leere schreit (live besonders intensiv) und der Song in Melancholie implodiert, wird einem das Talent und das großartige Songwriting der Band bewusst. Unglaublich! "No Kind Of Home" wieder etwas schneller und für die Band wieder eher unterdurchschnittlich. "White Knuckles" eröffnet melodiös und ist als schnellere Nummer ganz stark. "Cemetery Walls" gefällt mir, wenn es vielleicht auch der simpelste Song der Platte ist (neben "White Oak Doors"). "Quiet The Longing" zieht die Stimmung herunter und stirbt einfach ab, um dann in "At Peace" überzugehen und zumindest musikalisch wieder Sonnen an den Himmel zu malen. "White Oak Doors" ist das verstörende und simple Ende der Geschichte.

Es folgt der Sleepless Nights Teil der Platte und 4 Akustiknummern.

Hier zeigen Defeater das sie alles können, wenn andere Bands sich an akustischen Stücken oder Balladen versuchen mangelt es oft am Songwriting oder einem Authentizitätsdefizit. Glaubhaft, stark und emotional warten 4 Nummern auf Radiostationen dieser Welt, Musik mit Inhalt auszusenden. "Brothers" macht mich fertig - mit einem lachenden und weinenden Auge trifft mich der Song ganz tief und kommuniziert mit Streichern und Piano mit meinen Innereien - unglaublich. Ich kann dieser CD nicht weniger als 9 Punkte geben, denn unterdurchschnittlich (bei einigen Songs) für Defeater ist bei der Welle an Veröffentlichungen im harten Genre immernoch weit über dem Gros! Bitte nicht aufhören und intelligente und authentische Musik in den Äther jagen - Danke!

(Wer die Chance hat, die Band live zu sehen, weiß das die übergreifende Emotionen härter treffen - als Bollos feet-first an Köpfe der Zuschauer hüpfen können.)

Punkte: 9 / 10

Diskografie:
2008 - Travels
2009 - Lost Ground (EP)
2011 - Empty Days & Sleepless Nights

http://www.myspace.com/defeater
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Re: [Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von xschmelzerx »

ich würde mir von den live-shows allerdings nicht zu viel erwarten, weil so mancher mythos zusammenfallen könnte. in berlin etwa faselte ole derek derart unreflektiert über die troops in übersee, dass ich ziemlich anhalten musste, um nicht den saal zu verlassen. geklatscht wurde trotzdem kräftig (ähnlich wie bei trash talk, als diese zwischen den songs sagten, dass es dienstags den burrito XYZ bei tacco bell zum halben preis gäbe). berlin halt.

trotzdem tolles review und tolle platte.
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Re: [Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von Burnilein »

superfluous hat geschrieben:ich würde mir von den live-shows allerdings nicht zu viel erwarten, weil so mancher mythos zusammenfallen könnte. in berlin etwa faselte ole derek derart unreflektiert über die troops in übersee, dass ich ziemlich anhalten musste, um nicht den saal zu verlassen. geklatscht wurde trotzdem kräftig (ähnlich wie bei trash talk, als diese zwischen den songs sagten, dass es dienstags den burrito XYZ bei tacco bell zum halben preis gäbe). berlin halt.

trotzdem tolles review und tolle platte.
Danke für die Blumen! In Rosswein waren sie sehr emotionsgeladen und es gab "okaye" Ansagen, der Funke springt halt während der Songs über, auch live imho!
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Re: [Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von heffi »

superfluous hat geschrieben:ich würde mir von den live-shows allerdings nicht zu viel erwarten, weil so mancher mythos zusammenfallen könnte. in berlin etwa faselte ole derek derart unreflektiert über die troops in übersee, dass ich ziemlich anhalten musste, um nicht den saal zu verlassen. geklatscht wurde trotzdem kräftig (ähnlich wie bei trash talk, als diese zwischen den songs sagten, dass es dienstags den burrito XYZ bei tacco bell zum halben preis gäbe). berlin halt.

trotzdem tolles review und tolle platte.
Schön, dass es nicht nur mir etwas mulmig im Magen wird bei den Ansagen teilweise. Mal unabhängig von der Platte, die grandios ist.
pappalapp
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Re: [Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von pappalapp »

was mich irgendwie stört ist der abrubte tot bei white oak doors, ich dachte die ersten paar durchläufe dauernd meine mp3 datei ist im arsch. aber trotzdem wahrscheinlich einer der besten songs der ganzen platte, wie sie mit den drums eine alte eisenbahn imitieren...krank. wie kommt man auf solche ideen? beste band.
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Re: [Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von Burnilein »

pappalapp hat geschrieben:was mich irgendwie stört ist der abrubte tot bei white oak doors, ich dachte die ersten paar durchläufe dauernd meine mp3 datei ist im arsch. aber trotzdem wahrscheinlich einer der besten songs der ganzen platte, wie sie mit den drums eine alte eisenbahn imitieren...krank. wie kommt man auf solche ideen? beste band.
Den Moment mit der kaputten Datei hatte ich auch ;-)
hasselhoffs inkarnation
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Re: [Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von hasselhoffs inkarnation »

superfluous hat geschrieben:ich würde mir von den live-shows allerdings nicht zu viel erwarten, weil so mancher mythos zusammenfallen könnte. in berlin etwa faselte ole derek derart unreflektiert über die troops in übersee, dass ich ziemlich anhalten musste, um nicht den saal zu verlassen.
was hat er denn gesagt? kann mich nur erinnern, dass er letztes jahr den amerikanischen soldaten nen song gewidmet hat, sowohl den toten als auch den lebendigen... was ist daran verkehrt?? vergiss nicht, dass du deine heutige (relative) freiheit dem krieg zu verdanken hast und darüber hinaus u a auch ein paar amis, die sich auch für deine familie den arsch aufgerissen haben :)

allerdings machte er auch mal in deutschland die ansage, dass die vergangenheit vergangenheit sei und man auch seinen (ur)großeltern für deren taten verzeihen müsse, was ich persönlich auf einer bühne in deutschland ziemlich dämlich finde...
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Re: [Review] Defeater - Empty Days & Sleepless Nights

Beitrag von omerta »

stammtisch.
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