VÖ: 06.01.2011
Label: Ass-Card Records - http://www.asscardrecords.com
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Tracklist
01. (Always Stubborn, Sometimes Hateful)
02. Directed By Alan Smithee
03. Not Even As We Speak
04. (Hunch)Back For Good
05. The Lose-Lose-Situation
06. Anything Else Is Progress
07. Steal The Air!
08. Poison Pen
09. Tonight - Just Reruns.
10. Horizon Line
11. The Year Of The Pig
12. This Is Circle Two
13. -10 On The Care-Meter
14. It's A Small Town "Fuck You!"
Laufzeit: 37:44 min
Red Tape Parade sind schon lange kein ungeschriebenes Blatt mehr und können neben diversen Touren mit Headlinern wie etwa Pennywise auch auf Split-EP´s mit Bands wie End Of The Year oder Ghostchant zurückblicken. Mit „The Third Rail Of Life“ erschien nun vor kurzem auf Ass-Card Records ihre zweite LP, welche zeigt, dass die Band sowohl Eigenständigkeit und ein gutes musikalisches Gespür besitzt, als auch dafür von verschiedensten Szenegrößen respektiert wird.
Doch der Reihe nach. Nachdem das recht aufwändige Booklet aufgeschlagen wurde, kommen einem erst einmal kleine Polaroids von jedem Bandmitglied entgegen, was gleich die gewisse Liebe zum Detail aufzeigt. Auch gibt es zu jedem Song kleine Erklärungen, Erinnerungen und Anhänge, was nur zu begrüßen ist und viel zu selten der Fall ist. Gestartet wird dann mit „(Always Stubborn, Sometimes Hateful)“, dem schon recht mitreißendem ersten Song, der beim erstmaligen Hören aufgrund der sofort aufkommenden, emotionalen Intensivität intuitiv ein wenig Fehl am Opener-Platz scheint, beim mehrfachen Konsum aber seine Berechtigung als Eröffnungstrack findet. Schnelle Punkrock-Parts wechseln sich dabei mit postrock-artigen Gefühlsausbrüchen und Aufbruchsstimmung erzeugende Lyrics ab, was bei Red Tape Parade wirklich sehr gut funktioniert. Auch "Directed By Alan Smithee" wird überaus mitreißend vorgetragen, woraufhin „Not Even As We Speak“ elegant ruhig startet und wunderbar poppige, beinahe kanonartige Chöre zu bieten hat, was durch stets angenehm kontrastreiche, rockige Parts und ein wunderbar dramatisch anmutendes Finish gelungen abgerundet wird. Gesteigert wird all das auf dem großartigen Song "(Hunch)Back For Good", der voller Verzweiflung steckt und mit einigen Disharmonien aufwartet. Das gesamte Album glänzt mit viel Abwechslung, verschiedenen Styles und Stimmungen, die größtenteils grandios in Szene gesetzt werden und so ein sehr intensives Hörvergnügen bereiten. Red Tape Parade haben sich in Sachen Songwriting auf ein immens starkes Level transportiert und wissen sehr genau, wie sie das auch umzusetzen haben, was vor allem auch noch einmal deutlich wird beim letzten Song der Platte, "It's A Small Town "Fuck You!"", einem wunderschönen Abgesang auf die eigene, doch so verkappte Kleinstadt.
Ein paar, mehr oder weniger große Mankos besitzt „The Third Rail Of Life“ dennoch: so sind etwa die Melodien von schwankender Qualität und befördern einige Songs wie etwa bei "Tonight - Just Reruns.", wo ein ungemein billiges Riff den Hörer schon beim ersten Mal mit beinahe quälenden Tonfolgen nervt, zum Skipkandidaten. Auch das Schlagzeug weiß nicht immer zu glänzen, was verstärkt wird durch die recht leise Soundabnahme des Drummings, und dem Gesang, der an sich recht abwechslungsreich, wunderbar reibeisig und mitreißend ist, versagen bei den höher gelegenen Tonlagen ein wenig die Kräfte, was aber nicht groß ins Gewicht fällt.
Viel mehr überwiegen einfach die Stärken der Band den Gesamteindruck ihres Zweitwerkes, was dann nicht selten zu Gänsehautmomenten führt. Man erinnert mal an Face To Face, No Use For A Name und Good Riddance, dann an End Of A Year, Fall Out Boy und Hot Water Music, wobei RTP immer ihren eigenständigen Sound parat haben. Besondere Erwähnung verdienen dann noch die zahlreichen, durchgehend gelungenen Gastauftritte von Joey Cape (Lagwagon), Matthew Davies-Kreye (No Funeral For A Friend), Patrick Kindlon (End Of A Year) und Scott Freeman (Shook Ones), wobei besonders die vom Lagwagon-Frontmann gesungene 2. Strophe auf "Anything Else Is Progress" großartig vorgetragen wird und auf diesem Weg gleich noch tolle Erinnerungen an die Hochzeiten des (amerikanischen) Skatepunks der Mid-90er aufkommen lässt. Da konnten Red Tape Parade mit ihren wunderbar arrangierten Songs, den starken Lyrics und den oft attestierten Livequalitäten auch die ganz Großen überzeugen.
Und so kann man schlussendlich nur konstatieren, dass da im bayerischen Hinterland eine mehr als ambitionierte und musikalisch hochwertige Punkband zu Gange ist, die den heimischen Standard enorm hoch legt und damit auch über die Grenzen für Furore sorgen könnte. „The Third Rail Of Life“ ist Punk mit Ecken und Kanten, ruhigen und lauten Passagen, ohne Angst vor Genrebeschränkungen, voller Kraft und Emotionen, alles zusammen ein tolles zweites Album. Doppeldaumen hoch dafür.
Punkte: 08/10
Discographie:
2011 - The Third Rail Of Life LP
2010 - The Floor 7"
2009 - Split w/ Ghostchant
2008 - Ballads Of The Flexible Bullet LP
2008 - Split w/ End Of A Year
http://www.myspace.com/redtapeparadeband