[Review] Imaad Wasif - The Voidist

Musik Reviews und Filmberichte
Antworten
Kingpin
Merch-Verkäufer
Merch-Verkäufer
Beiträge: 757
Registriert: 28.05.2004, 11:01
Kontaktdaten:

[Review] Imaad Wasif - The Voidist

Beitrag von Kingpin »

Imaad Wasif - The Voidist

VÖ: 22.10.2010
Label: Viva Hate Records - http://www.vivahaterecords.com

Bild

Tracklist:
01. Redeemer
02. Priestess
03. Fangs
04. Widow Wing
05. Our Skulls
06. Return To You
07. The Hand Of The Imposter (Is The Promise Of My Own)
08. Daughter Of Fire
09. Her Sorcery
10. Another
11. Razorlike

Laufzeit: 42:20 min

Knapp ein Jahr, nachdem „The Voidist“ in den USA erschien, fand das dritte Soloalbum von Imaad Wasif Ende 2010 auch den Weg nach Europa. Der ehemalige Tour-Gitarrist der Yeah Yeah Yeahs und einer der Produzenten des Soundtracks von Spike Jonze´s Kinderbuchverfilmung „Where The Wild Things Are“ setzt sich erneut mit all seinen verschiedenen Einflüssen auseinander, die er aus traditioneller indischer Folklore, aber auch aus dem Psychedelic Rock der End-60´er bezieht, und schafft es dabei gekonnt, einen beinahe schwerelosen Kosmos zu erschaffen, der durch die intensive Darbietung stets zwischen einer bittersüßen Schönheit und einer niederdrückenden Depressivität liegt.

Nachdem man sich mit dem doch recht gewöhnungsbedürftigen Namen des Protagonisten, mit dem man wahrscheinlich nicht so einfach einen Blumentopf gewinnen kann, angefreundet und auch das leicht verstörende Cover einzuordnen versucht hat, beginnt „Redeemer“ mit einzigartig weichen (nicht weichgespülten) Rockriffs, welche eigentlich gar keine sind, sich aber ganz langsam von hinten in den Verstand des Hörers stehlen und gepaart mit einzelnen kleinen, verschrobenen Melodien auch das Ohr zu betören wissen. Der stets leicht zerbrechlich wirkende Gesang Wasif´s schafft es dann vorzüglich, eine Atmosphäre zu erzeugen, auf welche man sich zwar erst einmal einlassen muss, welche jedoch über die gesamte Albumlänge so dicht bleibt und dabei sowohl Gänsehaut als auch den Drang generiert, hier einfach loslassen und sich mitnehmen lassen zu wollen in die tiefen Abgründe des Dies- und Jenseits. Während sich die erste Hälfte der Platte noch etwas lauter, nach vorne drängender darstellt, man auch mal schmissige Riffs, auftrumpfende Breaks sowie Soli platziert („Priestess“) und beinahe gar nach Stadion klingt („Ous Skulls“), stellt sich etwas später eine Art Grundschwelgen ein, welches mittels akustisch dargebotenem Folk und einem traumhaft großartigen Gespür für zum Teil todtraurige Balladen aufrechterhalten wird. „Her Sorcery“ zum Beispiel erschleicht sich mit einer schwerelosen Akustikgitarre, simplen und zurückhaltendem Drumming, zuckersüßem Gesang und ein paar Retroriffs, die sich aus einer wunderbar verzerrten E-Gitarre quälen, eine Stimmung, die Zeilen wie „it makes me feel so good when i´m starved, waiting so patentietly“ von selbst erklärt. Wer den Schwermut so wunderschön aufzeichnet, der kann jenen auch genießen.

So sind es auch eher die ruhigen Stellen, die das Album ausmachen, auch wenn jene, wie auch die lauteren Stücke, manchmal ein paar mehr Melodien vertragen hätten könnten. Das Songwriting ist, betrachtet man es bezüglich des Abwechslungsreichtums, zwar recht ansprechend gelungen, kann jedoch nicht ganz davon ablenken, dass einige Songs („The Hand Of The Imposter“, „Another“) an sich recht ermüdend sind und nur als ein Teil des Gesamtkonzepts bestehen und so einigermaßen gefallen können. An den Lyrics sowie der Produktion gibt es nichts zu meckern, und besonders mit dem Song „Return To You“ ist Wasif ein kleines, fünf minütiges Kunstwerk gelungen, welches alle Sequenzen besitzt, um als musikalisch ausformuliertes Drama zu gelten.

Und so verführen die einzelnen Songs, die hier und da nicht gleich beim ersten Mal zünden und wie oben erwähnt auch eine gewisse Stimmung beim Hörer voraussetzen, dem geneigten Hörer in eine Welt voll zuckersüßem Schmerz und leicht verstrahlten Gedankenläufen, was teilweise an ganz Große wie The Doors, vor allem aber Pink Floyd erinnert, dabei aber keineswegs rückwärtsgewandt daherkommt. Imaad Wasif erlebt hier sein eigene psychedelische Reise, schreibt Texte, die von persönlichen Träumen, Hoffnungen, Ängsten bestimmt sind, und kann so mithilfe der Unterstützung weiterer, talentierter Musiker eine kleine Oase des Schwebens und des Träumens erschaffen, die man nach den 42 Minuten nur schweren Herzens verlässt. Dass das Werk an sich fast nur als Ganzes konsumiert funktioniert, tut alldem jedoch ein wenig einen Abbruch. Trotzdem richtig gute Platte eines ungemein interessanten Künstlers.

Punkte: 7/10

Discographie:
2009 - The Voidist LP
2008 - Strange Hexes LP
2006 - Imaad Wasif LP

http://imaadwasif.blogspot.com/
Antworten