VÖ: 04.06.2010
Label: DIY
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Tracklist:
01. It´s Not Your Fault
02. Waraholic
03. Chill Out
04. Follow Me
05. Well Fitting Lies
06. Leaving
07. Seductive Hurt
08. Janusis
Spieldauer: 31:03 min
Ziemlich avantgardistisch wirkt es, das Plattencover des Debüts der Thüringer um Lolapaloosa und eine Person mit fehlendem Kunstverständnis, so wie ich, vermag somit noch weniger, die Band in irgendeine Schublade einzuordnen. Schließlich variierten die im Voraus recherchierten Genrebeschreibungen von Hardcore über Screamo bis hin zu experimentellem Powerpop und auch die Previews auf Myspace brachten nicht die erhoffte Aufklärung. Aber man ist ja immer für Neues offen, von daher findet die „Janusis“ betitelte Langrille ihren Weg in den CD-Player und mir wird recht schnell klar, dass die breit gefächerten Stilbeschreibungen durchaus ihre Berechtigung haben.
Denn schon der Opener „It’s not your fault“ bietet unterschiedlichste Einflüsse, wird er doch durch ein effektschwangeres Bass-Lick eingeleitet, welches recht zügig in einen kurzen Moshpart mitsamt recht brachialem Shouting übergeht, nur um im folgenden Verse mit Clean-Gitarren und einer guten Portion Groove den Funk regieren zu lassen. So vielgestaltig gibt sich der Track über seine gesamte Laufzeit, wobei vor allem das letzte Drittel dank verhältnismäßig hohem Heaviness-Faktor und coolen Doublebass-Passagen richtig gut daherkommen. Das macht durchaus Lust auf mehr und gibt gleichzeitig schon einen guten Überblick über den weiteren Verlauf der Platte... so denkt der geneigte Redakteur. Dass Lolapaloosa sich aber nicht im Geringsten um dessen Erwartungshaltung kümmern, wird spätestens im dritten Song („Chill out“) klar, denn der entfernt sämtliche Screamo- und Emocore-Einflüsse und kommt im Crossover-Gewand im Stile der Red Hot Chili Peppers daher. Gerade die Stimme des Sängers erinnert mich hierbei an Anthony Kiedis oder an den großen Mike Patton, Ex- und Wieder-Sänger der Genre-Urgesteine von Faith No More. Zwar klingt selbiger im Verse für meine Begriffe zu gezwungen, im Refrain hingegen stimmt das Arrangement der Gesangslinien und gelungene Chöre tun ihr Übriges. Nach einem weiteren Song dieser Art (der metaphorisch sogar mal mit Saxophon im Gepäck einen Abstecher in die Jazz-Bar einlegt) folgen leider recht durchschnittliche und auswechselbare Beiträge, die sich nicht durch ausgefallene Instrumentierung oder Arrangements auszuzeichnen vermögen.
Der abschließende Titeltrack bietet dann aber nochmals gutes Songmaterial, nicht zuletzt wegen den coolen Synthesizer-Sounds, und beschließt einen versöhnlichen und alles in allem durchaus positiven Gesamteindruck und ich komme zu dem Schluss, dass man wohl am Besten damit beraten ist, Lolapaloosa als „Experimental“ zu beschreiben - zu unterschiedlich sind die Einflüsse aus Funk, Dubstep, Crossover und (Traditionalisten mögen’s mir verzeihen) Hardcore bzw. Screamo, wodurch eine wirklich interessante Mischung entsteht, die eine ordentliche Portion Hooklines bereithält. Da sich die einzelnen Songs aber oftmals recht stark voneinander unterscheiden, wirkt „Janusis“ zuweilen zu inhomogen - gerade der oben erwähnte Kontrast zwischen Shouting und Jazz lässt einen stellenweise denken, man hätte eine Split-CD vor der Nase. Zudem könnte sich hier die Zielgruppenproblematik deutlich bemerkbar machen, denn Lolapaloosa sind für den geneigten Hardcore- oder Metalhörer über weite Strecken deutlich zu sanft, das Mainstreampublikum kann sich aber unter Umständen mit den „Schwingende-Keule-Phasen“ der Thüringer nicht richtig identifizieren. Die Jungs und Mädels haben aber sicher das Potential, ihren Stil entlang dieser Gratwanderung noch besser zu finden, denn technisch ist das alles recht solide. Gerade die starke Rhythmusgruppe überzeugen und das Saxophon bietet Möglichkeiten, die man bisher noch nicht so häufig in diesem Genre antreffen konnte. Zudem haben mir die Texte ziemlich gut gefallen, da einfallsreich und nicht nach Schema F konstruiert. Die Aufnahmequalität geht auch in Ordnung, vor allem beim Basssound wurde richtig gute Arbeit geleistet; einzig und allein die Gitarren wirken verzerrt etwas kraftlos.
Also: wem die Mischung zusagt, sollte Lolapaloosa auf alle Fälle eine Chance geben - Anspieltipps sind das schon erwähnte „It’s not your fault“ und der Titeltrack, der kompositorisch richtig was kann und auch aufgrund der cool arrangierten weiblichen Vocals hervorsticht.
Punkte: 7/10
Disko:
2010 - Janusis
Links: http://www.myspace.com/lolapaloosa