[Review] Ceremony - Rohnert Park LP

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Kingpin
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[Review] Ceremony - Rohnert Park LP

Beitrag von Kingpin »

Ceremony - Rohnert Park LP

VÖ: 11.06.2010
Label: Bridge 9 Records - http://www.bridge9.com

Bild

Tracklist:
01. Into The Wayside Part I / Sick
02. M.C.D.F.
03. Moving Principle
04. The Doldrums (Friendly City)
05. Open Head
06. Into The Wayside Part II
07. Terminal Addiction
08. Dont Touch Me
09. Back in '84
10. All The Time
11. The Pathos
12. Nigh To life
13. Into The Wayside Part III

Laufzeit: 35:49 min

Was hat diese Band für einen Durchbruch erlebt? Geboren als Punkband voller gelangweilter Kids, die nicht annähernd wussten, was sie in dieser Welt mit sich anstellen sollten, brachte man im Eiltempo innerhalb nur eines Jahres zwei Platten raus, die jegliche Fanzines und Hardcore-Blogs mit feuchten Höschen zurückließ. Besonders „Violence, Violence“ aus dem Jahre 2006 schlug dermaßen heftig ein, dass viele hier den ganzen neuen Scheiß kommen sahen. Und sie sollten recht behalten. Touren durch Europa, Japan und Australien folgten und anstatt sich auszuruhen wurde gleich der nächste Blueprint mit Namen „Still Nothing Moves You“ rausgeschmissen, welcher den weltweiten Hype nun vollkommen beflügelte und wirklich jeden und seine Mutter auf die Shows trieben, die nun neben der exorbitant intensiven Bühnenshow auch das komplette Publikum am Zeiger drehen ließen. 2010 ist Ceremony zurück mit der „Rohnert Park LP“ und natürlich haben sich immense Erwartungen aufgestaut und die brennende Frage, was die Jungs aus Kalifornien nun folgen lassen, wurde heiß diskutiert. Alles wie immer, alles auf Neu oder irgendwas dazwischen?

Im Namen den eigenen Wohnort habend und das typisch amerikanische Suburb-Idyll auf dem Cover - wer sucht findet es sicherlich bei Google Street View - , hat man natürlich schnell so einige Ahnungen, welche Themen denn auf dem dritten Longplayer angeschnitten werden könnten: der Untergang des amerikanischen Traums, das Zerbröseln der Mittelschicht oder auch das enge Korsett der Vororte mit all ihren Doppelgaragen, gepflegten Rasen und den Nachbarn hinter der Gardine. Und wirft man dann die Platte ein und lauscht den ersten Momenten, so schaffen es Ryan Mattoz und Anthony Anzaldo sofort, die richtige Stimmung mit ihren Sechssaitern zu entfachen: irgendwo zwischen Country, Americana und einigen Surftunes finden sich die Klänge des Intros wieder und entwickeln sofort eine so eigene Soundästhetik durch eine permanente Räudigkeit, eine deutliche Verstimmtheit und das ständige Angewidertsein, dass man das Gefühl bekommt, hier wird das Amerika, wie es die meisten kennen, von seiner wahren, seiner dreckigen Seite gezeigt. 40 Sekunden später beginnt dann „Sick“, und was dieser Song für eine zerberstende Macht erzeugt, kann man an dieser Stelle nicht in Worte fassen. Man sieht nur sich übereinander wälzende Menschengruppen, die schon bei dem Hören der Drums von einer Wand zur anderen rennen und sich in den nächsten dreieinhalb Minuten nur so gehen lassen in dem Hass von Ross Farrar, der sich wie immer in Höchstform befindet, den leiernden Riffs und dem knochentrockenen Drumming. Insgesamt völlig simpel gehalten und dennoch Topfavorit für den Song des Jahres. Das nennt man Effizienz oder das Auslassen sämtlicher überflüssiger Elemente. Hardcore eben.

Genauso geht es dann auch weiter mit den großartigen und brillant produzierten Songs „M.C.D.F.“ und „Moving Principle“, die dann deutlich zeigen, in welche Richtung sich Ceremony bewegt hat: weg von rasend schnellen Parts, verwüstendem Chaos und animalischer Aggressivität, hin zu recht straighten Midtempo-Songs, Crew-Vocals und einer Menge Platz für neue Einflüsse. Was geblieben ist, das ist der Ekel gegenüber Allem und Jedem sowie diese rohe Attitüde, die sich irgendwo zwischen billigen Bars, White Trash und dreckigen Punkerschuppen wiederfindet. Der Sound, der sich über das gesamte Album erstreckt, ist nun viel mehr inspiriert vom Punkrock der End-70´er, von Bands wie den Sex Pistols, The Clash oder auch Black Flag, die noch meist viel mehr verfangen waren im Rock´n´Roll, was Ceremony ganz klar übernimmt. Die Songs rollen und schleifen nur so vor sich hin, Gitarren und Schlagzeug treiben alles in monotoner Art und Weise voran, so dass nichts unnötig oder fehl am Platz wirkt.

Nach dem zweiten Teil der „Into The Wayside“-Trilogie, die mit Indie- und Grunge-Sounds, Akustik-Gitarren und Gesangs-Parts (!) aufwartet und dabei - genau wie „The Doldrums (Friendly City)“ - noch so einige weitere Überraschungen parat hat, schwächt das Album ein wenig ab und für kurze Zeit kommt das Gefühl auf, dass Ceremony ihren neuen Style nicht gänzlich mit der nötigen Qualität über das gesamte Album fahren können. Mit Songs wie „All The Time“ oder „The Pathos“ wird dies dann jedoch schnellstmöglich widerlegt und auch das Tempo wird noch einmal angezogen, so dass die Platte einen gebührenden Abschluss erhält. Die Texte sind bei alledem sehr persönlich gehalten und lyrisch ansprechend, stets versehen mit Gefühlen der Abgestumpftheit, der Hilflosigkeit und der Verzweiflung, nehmen nur leider nicht so recht die „Rohnert Park“-Thematik auf und verfehlen damit hin und wieder den roten Faden.

Mit dem rigoros rollenden Punkrock, den Ceremony auf der „Rohnert Park LP“ präsentieren, hat die Band nicht nur ein paar riesige Schritte hinsichtlich ihrer eigenen Verortung und ihrer Musik getan, sondern jene Weiterentwicklung, auch auf die Gefahr hin, dass einige Fans vom Zug springen werden, durchdacht geschehen lassen und damit eigenständige Songs mit enormen Livepotential erschaffen. Ceremony bleiben somit auch weiterhin ein Phänomen, was den Hype nur noch mehr anfeuern wird. Verdient haben sie´s. Mies gutes Album.

Punkte: 08/10

Discographie:
2010 - Rohnert Park LP
2010 - Sick 7"
2008 - He-God-Has Favored Our Undertakings 7"
2008 - Still Nothing Moves You LP
2007 - Scared People EP
2006 - Violence, Violence LP
2005 - Ruined EP

http://www.ceremonyhc.com/
knoxchen
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Re: [Review] Ceremony - Rohnert Park LP

Beitrag von knoxchen »

So wie damals die sill nothing moves you LP abgefeiert wurde,dachte ich ja sonst was wie geil das Teil sein muß.
Ernüchternd war jedoch das was ich dann hören sollte. Eine relativ langweilige Prügelorgie ,mittelmässiger bis schlechter
Musiker mit durchschnittlichen sound.
Vieleicht sind sie ja live nicht schlecht aber ich bezweifle das sie sich musikalisch groß weiterentwickelt haben.
Und auch die genannten Vergleiche mit 70´s Punkrock Bands stell ich mal in frage.

Werd trotzdem mal reinhören, vieleicht überraschen mich ja die Punkbubis.
XSiloX
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Re: [Review] Ceremony - Rohnert Park LP

Beitrag von XSiloX »

ich find die scheibe einfach nur geil
04277
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Re: [Review] Ceremony - Rohnert Park LP

Beitrag von 04277 »

...prügelorgie...punkbubies...don´t trust a hardcorkid that never listen to punk meiner ;-)

naja über geschmack kann man ja bekanntlich streiten ;-)

für meinen geschmack ne super platte....... schön viel naive wut
heffi
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Re: [Review] Ceremony - Rohnert Park LP

Beitrag von heffi »

War am Anfang nix für mich. Mittlerweile finde ich die Platte aber einfach nur saustark. Textlich selten so viel Wut mitbekommen und musikalisch ein ganzes Stück zurück zu den Ursprüngen. Finde ich mutig, ehrlich und irgendwie eben auch saustark.
bernd
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Re: [Review] Ceremony - Rohnert Park LP

Beitrag von bernd »

einfach nur langweilig das teil.
sorry, aber da gibt´s genug bands die es besser gemacht haben und 2010 ne platte machen, die nach 80er klingen soll, ist sowieso überflüssig.
basstard
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Re: [Review] Ceremony - Rohnert Park LP

Beitrag von basstard »

einfach nur ein mega starkes album 10/10
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