VÖ: 30.07.2010
Label: Shark Men Records - http://www.myspace.com/sharkmenrecords

Tracklist:
01. Havvks
02. Resettlement In Baby Yar
03. Smile Into Deaf Ears
04. Escape Of Transience
05. Smoke In The Wind
06. Vvolves
07. A Myth Of Salt And Sin
08. Whirling Dervish
09. Raging Robots
10. Refelections of The Damaged Life
11. I Fuck (With) Your Attitudes
12. Lady Consolation
13. Lovely Birds Must Fly
14. Destroy Yourself For Rock'n'Roll
Laufzeit: 43:40 min
Heimisch in der Stadt des Goldenen Reiters, durchpflügten Julith Krishun mit ihrer exzessiv-musikalischen Mixtur, die sich irgendwo - neben der Nutzung unzähliger anderer Genres - ganz grob zwischen Screamo, Post-Hard- und Mathcore einordnen lässt, schon so manches europäische Hinterland und standen gar auf ein paar israelischen Bühnen, was heutzutage schon ein Statement für sich ist. Gegründet im Jahre 2000, erscheint nun mit "VV" ihre zweite Full-Length-Scheibe und Julith Krishun schaffen es erneut, Grenzen zu überschreiten und den Hörer mit einem anspruchsvollen Werk auf einen verrückten und leidenschaftlichen Trip zu schicken.
Eingeleitet wird das Ganze von einem melancholischen, beinahe hymnischen Gitarrensolo, welches kurz und knapp eine Stimmung herbeizaubert, die mit dem Eintreten von "Resettlement In Baby Yar" sofort wieder zerstört wird. Erwartbares zu produzieren war noch nie die Stärke der fünf Dresdner, was man nicht hoch genug wertschätzen kann. Und so prügelt es nach "Havvks" nur so los, man kämpft sich geradezu im Höchsttempo durch fiese Gitarrenriffs, überschlägt sich dabei hier und da; das alles aber ohne den Halt zu verlieren und um danach nur so voller Hass auf Grund und Boden einzustampfen und Nackenbrecher aufs Parkett zu zimmern, die sich bitterböse in jeden Muskel fressen. Julith Krishun explodieren förmlich mit jedem Song aufs Neue und preschen frenetisch mit ihren leicht chaotischen Songs in die Gehörgänge, die nicht auf Durchzug schalten können: zu intensiv ist der Sound der Band und zu laut ist ihr Auftreten; was man in gewissen Momenten als anstrengend bezeichnen kann, ist nüchtern betrachtet ungeheuer facettenreiche, mitreißende und dennoch vor allen Dinge durchdachte Musik, die keine Kompromisse eingeht und sich selbst als etwas Größeres ansieht als das man sich Irgendjemandes anbiedern muss. Zieht man Vergleiche, so muss man da Bands wie Converge erwähnen, genauso auch Blacklisted und an die brillanten Labelkollegen von Grace.Will.Fall wird man auch so einige Male erinnert. Die Gitarre röhrt mal aus schiefsten Lagen, piept und quietscht nur so vor sich hin, immer ist sie aber bereit großartige Soli in die Songs zu streuen und stimmungstragende Melodien und Gitarrenwände zu erzeugen. Mit dem großartigen Drumming setzt man Unmengen an Akzenten und baut hier und da Details ein, die das manchmal als beinahe ausladend zu bezeichnende Spiel enorm erweitern, ohne dass dabei die gewisse Geradlinigkeit, die einfach nötig ist, verloren geht. Die beiden Frontkehlen pressen ihre Stimme in tiefe Shouts und Growls sowie hohe Screams, die nah am Quieken sind, und kommen manchmal auch mit einer Art Sprechgesang zu Wort, der die zumeist etwas ruhigeren Passagen abfedert.
Nach der ersten Hälfte, die vorrangig von kürzeren und relativ übersichtlichen Tracks geprägt ist, erschafft man mit drei instrumentalen Stücken eine Art Halbzeit bzw. Vorbereitung auf das langgezogene Albumfinale. Während sich "Whirling Dervish" in namentlichen Sinne in eine Art Trance spielt, erzeugt man mit dem wunderbaren Song "Raging Robot" eine elektronische Abwechslung, die sich grandios in das Album einfügt und noch einmal zeigt, wie musikalisch breit die Band aufgestellt ist. Leider findet sich als dritter Teil jener erwähnten "Pausen-Trilogie" mit "Reflections Of The Damaged Life" ein zwar musikalisch sehr ansprechender Song, der jedoch aufgrund der Überlänge, der damit gleichzeitig eintretenden Einöde der immer wiederkehrenden Riffs, der verzerrten Schreie und der mit dem Songtitel verbundenen Plakativität nicht so recht zu gefallen weiß. Da hat man ein wenig zu viel gewollt und ein bisschen zu wenig dafür getan.
Danach gibt es mit den letzten vier Songs noch einmal immens mannigfaltige, aber niemals orientierungslos wirkende Musik zu hören, die einfach ihren eigenen Spannungsbögen inszeniert, keine vorgefertigten Strukturen nutzt und teilweise einfach immer wieder enorm zu verzücken weiß. Insgesamt hat man im letzten Teil des Albums noch mehr auf das gekonnte Einsetzen von Melodien geachtet, was in der ersten Albumhälfte manchmal etwas zu kurz kommt und flüchtige Phasen der Eintönigkeit aufkommen lässt. "Lady Consulation" wartet dann noch einmal mit ordentlich rollenden Rockparts auf, eingebettet in wildes Geschrei und aufgefüllt mit ekstatischem Riffing; "Lovely Birds Must Fly" ist ausgestattet mit einer sehr vitalen Melodieführung, die sich über den ganzen Song hin stets weiter entwickelt und sich sowohl in ruhigen wie auch in speedgetränkten Passagen auszulebt, was in einem mitreißenden Songende mündet; "Destroy Yourself For Rock'n'Roll" wandert später langsam aber stilsicher auf den finalen Gipfel, um dort mittels Doulbe-Bass-Salven und sechssaitigen Virtuositäten den passenden Schlusspunkt zu setzen.
Insgesamt betrachtet ist "VV" ein ungemein eigenständiges, abwechslungsreiches und sehr passend produziertes Werk, welches sich dem Mainstream verwehrt und sein ganz eigenes Ding durchzieht. Wer sich auch nur ein bisschen auf den leicht chaotischen Sound der Dresdner Band einlässt, wird seine wahre Freude an den wunderbaren Tracks haben und sämtliche Facetten der großartigen Musik von Julith Krishun geradezu aufsaugen.
Punkte. 08/10
Discographie:
2010 - VV LP
2008 - s/t LP
2007 - Split w/ Trip Fontaine
2006 - s/t EP
2004 - Split w/ Anakusis
2003 - Demo Tape (1-3)
2002 - Split Demo w/ Buried By Time
http://www.myspace.com/julithkrishun