[Review] Pentaphone - Nevertheless

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Kingpin
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[Review] Pentaphone - Nevertheless

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Pentaphone - Nevertheless

Label: STF Records - www.stf-records.de
VÖ: 21.05.2010

Bild

Tracklist:
01. Sad and useless
02. Sun of life
03. Wondering
04. Right time
05. Tribute
06. Away
07. Rest in peace
08. To die for
09. Still in your kiss
10. Thank you
11. Say goodbye

Laufzeit: 39:35 min

Berlin als kultureller Mittelpunkt unseres Landes hat schon so einige Bands und Musiker zutage gefördert, die es weit nach oben geschafft haben. In beinahe allen Genres sind Hochkaräter aus der Hauptstadt zu finden, auch wenn man so einige Zugezogene davon subtrahieren muss. Das Genre des Alternative Rock ist jedoch eines, welches gänzlich dünn besiedelt ist mit deutschen Vertretern, die Qualität bieten und recht erfolgreich durch die Lande ziehen, so dass selbst die 3-Millionen-Stadt da kaum Besserung leisten konnte. Mit Pentaphone versucht sich nun eine Berliner Band, die schon seit knapp acht Jahren unterwegs ist, genau dies zu ändern und bringt mit "Nevertheless" ihren Erstling auf den Markt, der jedoch an der Gesamtsituation nicht viel ändern wird. Zu trocken und altbacken präsentieren nämlich die fünf ihren Rock, der sich irgendwo zwischen College-Rock von 3 Doors Down, Grunge á la Soundgarden und Alternative Rock, wie ihn Bands wie Bush oder Puddle Of Mudd spielen, verorten lässt und dabei hin und wieder auch ein paar Einflüsse aus dem Bereich des Metal beinhaltet.

Doch von Beginn an: erster Song ist "Sad'n'Useless", zu dem es auch seit kurzem ein (ungemein langweiliges - wem gefällt so etwas? - ) Video gibt. Leidende Melodien, kurz es böse rumpeln lassen, und schon rutscht man in die ruhige Strophen, welche sich abwechseln mit einem halblauten Refrain über ein trauriges Scheidungskind, welches schon vor den Trümmern seines jungen Lebens sitzt. So richtig knallen tut es dabei nicht, und es tut auch keinem weh, denn eigentlich sind Pentaphone so zahnlos und unaufdringlich, dass das Wort Rock schon mehr Schwung hat als ihre Musik. Beinahe eingestaubt ist der Sound, und wenn man mit der schwachbrüstigen Produktion auf eine Menge Airplay abgezielt hat, dann hätte man vorher erstmal gute Songs schreiben sollen. Jene sind nämlich Mangelware auf "Nevertheless", und überhaupt ähneln sich die Songs zumeist wie eineiige Zwillinge, was nicht nur an den recht simplen Melodien liegt, sondern zum größten Teil auch an den penetrant nervigen Refrains, die viele ewig langgezogenen Melodiebögen auf der Gesangsebene parat haben und damit eine leidende Stimmung aufziehen lassen, die manchmal kaum erträglich ist. Insgesamt ist der Gesang von Peter Baumann schon in Ordnung und auch recht abwechslungsreich, aber die Hooks deuten einfach am eindrücklichsten auf die Armut an Innovation und das fehlende Gespür für die Vorlieben eines Musikhörers hin. Aufgrund der Schwäche des Songwritings treten die manchmal erbämlich leiernden Gitarrenriffs noch mehr in den Vordergrund, was zwar irgendwie der melancholisch-traurige Stimmung zugute kommt, insgesamt aber genau die nötige Leidenschaft, die einen mitreißen soll, nach hinten drängt. Bei Songs wie "Away" oder "Still In Your Kiss" brechen Pentaphone jedoch mal die eigenen Grenzen auf und lassen sich unterstützen von Piano und Streichern, was den Songs gleich eine gänzlich neue Dimension hinzufügt und ihnen trotz der Schwermütigkeit eine Frische verpasst, die den restlichen Songs fehlt. Textlich gesehen weiß man nur selten zu Überzeugen und deswegen rangiert Pentaphone eher auf den untersten Reihen wenn es um das Schreiben von Lyrics geht. Zu oft will man sterben oder verendet innerlich, die Seele blutet und das Herz auch; die Texte sind meist einfach flach und oft noch versehen mit schüchternen Aufrufen, sich selbst aus der ewigen Frustration zu ziehen. Für das doch schon höhere Alter der Bandmitglieder etwas zu wenig, vor allem da sie sich oft mit Themen befassen, die gerade Jugendliche beschäftigen.

"Nevertheless", das Debüt von Pentaphone, wird seine Hörer finden, trotz der immensen Mängel auf beinahe allen Ebenen. Langweiliger Altherrenrock für traurige Teenies kann man es vielleicht böse benennen, doch ganz so tragisch ist es nicht. Etwas mehr Abwechslung im Songwriting, vielleicht noch ein paar mehr Elemente aus der klassischen Musik und ein bisschen mehr zeitliche Investition in die Texte, und Pentaphone könnten vielleicht Musik produzieren, die mehr Gehör finden wird. Und Berlin vielleicht auch im Bereich des Alternative Rock auf die Spitzenplätze befördern könnte. So allerdings wird es nichts, und deswegen wenig Beifall für eine recht schwache Platte.

Punkte: 04/10

Discographie:
2010 - Nevertheless LP
2008 - Scars We Hide EP

www.myspace.com/pentaphonemusic
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