VÖ: 25.01.2010
Label: Century Media Records - http://www.centurymedia.de
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Tracklist:
Part I: Godfrey's Cordial - An ORphan's Life
01. Sapari
02. From Broken Vessels
03. Bereft In The Abyss
04. The Path Part I - Treading Through Darkness
05. The Path Part II - The Pilgrimage To Or Shalem
06. Olat Ha'tamid
Part II: Lips Acquire Stains - The WarriOR Awakens
07. The Warrior
08. His Leaf Shall Not Wither
09. Disciples Of The Sacred Oath Part II
10. New Jerusalem
11. Vayehi Or
12. M I ?
Part III: Barakah - Enlightening The Cimmerian
13. Barakah
14. Codeword: Uprising
15. In Thy Never Ending Way
Spielzeit: 78:18 Min.
Wenn man an Israel denkt, ist das erste, was einem in den Sinn kommt nicht unbedingt Metal. Orphaned Land musizieren schon seit über 15 Jahren und versuchen in ihren Alben eine Friedensbotschaft zu übermitteln und vermengen dafür verschiedenste Religionen in Musik, Schrift und Bild. Zu "The Neverending Way Of ORwarriOR" gibt es daher auch eine Fotostrecke, in der die Bandmitglieder mit den Trachten der 3 Weltreligionen posieren. Wie es dazu geteilte Reaktionen gibt, so existieren diese wohl auch zum neuen Album. Ich dagegen kann bei "The Neverending Way Of ORwarriOR" allerdings nicht viel bemängeln.
Ich bin wirklich nicht jemand, der leichtfertig Höchstnoten vergibt. Eine 10/10 würde ich knapp 10 Alben aus meinem Musikrepertoire verleihen. Nach langer Überlegung habe ich für mich entschieden, dass eine 9/10 einfach nicht gerechtfertigt wäre. Über fast 80 Minuten liefern die Israel'is eine derart vielschichtige und komplexe Vorstellung ab, dass man sich am Ende fragt, ob es überhaupt noch die selbe Band ist. Die progressiven Elemente überwiegen auf der Platte und so wundert es nicht, dass die meisten Songs zwischen 5 und 10 Minuten schwanken. Als Auflockerung gibt es etwas kürzere Zwischensequenzen, die aber ebenfalls als eigenständige Songs gezählt werden können.
Doch nun auch noch was zur Musik: Wer Orphaned Land nicht kennt, wird anfangs vielleicht etwas überrascht sein über die synergetische Nutzung von elektronischen Gitarren und traditionellen Folk-Instrumenten. So wechselt der Sänger immer wieder zwischen Growls und verschiedensten Klargesängen und auch die Musik entwickelt sich über das Album hinweg: von Shred-Darbietungen und groovenden Parts bis Ambiente-Einlagen und sanften Bridges ist so einiges vertreten. Verlässt man sich auf die ersten Songs, vermutet man vielleicht leicht verdaulichen fernöstlichen Folk-Metal, doch schleicht sich nach und nach die progressive Note ein und trägt einen über harmonische Passagen hinweg. Die Songs sind dankbarerweise zwar an manchen Stellen eingängig gehalten, aber bilden ansonsten eine recht atmosphärische Einheit, die sich als ein einziges faszinierendes Gesamtkonzept präsentiert. Daher verwundert es nicht, dass man zum Beispiel in "M I ?" Melodien heraushört, die bereits zu Beginn in einem anderen Arrangement gehört wurden oder in "Codeword: Uprising" an einer Stelle einen kurzen Schnelldurchlauf aller Songs, sehr geschickt eingebettet, vernehmen kann. Die deutliche Wandlung der Stücke lässt sich auch gut in direkten Vergleichen verdeutlichen; so höre man zuerst "Sapari", einem simplen Opener, der eigentlich auf einem nahöstlichen Volkslied basiert, und "Codeword: Uprising", dass schon etwas kompromissloser daherkommt, aber nichtsdestotrotz Orphaned Lands Marke trägt.
Einzelne Tracks hervorzuheben, das ist wohl der einzige Kritikpunkt, den ich anzubringen habe. Das Album ist derart in sich verstrickt, dass es als eine Art Buch gesehen werden muss und es sich daher nicht wirklich anbietet, nur stellenweise gelesen zu werden. Um die Musik zu verstehen braucht man die Zusammenhänge und dafür jedes Mal 80 Minuten zu opfern ist vielleicht für den einen oder anderen etwas hart, aber es zahlt sich aus!
Orphaned Land beweisen, dass Fans unterschiedlicher Herkunft, politischer Ausrichtung und Religion, dennoch die Sprache der Musik verstehen und in diese Schar kann man sich ohne Bedenken einreihen, wenn man dieses Meisterwerk erstmal verschlungen hat.
Punkte: 10 / 10
Diskografie
1994 - Sahara
1996 - El Norra Alila
2004 - The Calm Before The Flood (EP)
2004 - Mabool
2005 - Sentenced / Orphaned Land (Split)
2005 - Ararat (EP)
2010 - The Never Ending Way Of ORwarriOR
http://www.orphaned-land.com