Label: GSR Music - http://www.gsrmusic.com
VÖ: 16.06.09
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Tracklist:
01. No Surrender
02. Deathlust
03. Still On Prowl
04. Aging Disgracefully
05. Woods Are Wet. Woman Hell
06. The Low Of The Self
07. If I Die Tonight
08. Sideshow
09. Unholy Triumph
10. The Audience Is The Target
11. Warpath
Spielzeit: 37:19 min
Kickback sind zurück. 9 Jahre nach der Mord & Totschlag MCD "Les 150 Passions Meurtières" kredenzen sie uns einen neuen Bastard von Musik – NO SURRENDER. In einer Zeit wo Individualität dem nächsten Lowbudget Moshpart weicht, Hardcore Kids engere Hosen als ihre Freundinnen tragen und die Durchschnittsbildung wohl kaum über den qualifizierten Hauptschulabschluss hinausreicht, wurde es Zeit für dieses Album, jedoch will ich mich nicht in die allgemeinen "Yeah, ich mach bei der Mucke auf Gangster mit `nem Luftgewehr" Ansprachen einreihen, sondern eigene Eindrücke durch das Konsumieren der Scheibe schildern und Warnungen aussprechen.
NO SURRENDER wurde mir also zugetragen und es befand sich kein anständiges Wiedergabegerät in meiner Nähe. Schlüssel vom ZX6 Sportversion der Freundin geklaut und ab auf die A4. Das Bose Soundsystem aktiviert und schon fühlt man sich wie auf der Folterbank. Der Opener NO SURRENDER peitscht einem entgegen und schnell stellt man fest, dass dieser Sound einen der Hölle wieder näher bringt. Hier gibt es sofort 5 auf die 12, ohne irgendwelche langatmigen Intro's oder verrückten Samplen. Kurzes atmosphärisches Zwischenstück und der erste "Menschen-sind-genetischer-Abfall-Moshpart" bringt einen um den Verstand. Satan übernimmt also die Kontrolle, schaltet runter in den 4ten und beschleunigt bei einer Drehzahl von knapp 5000 Umdrehungen auf 170. Adrenalin wird in akustischer Form ausgeschüttet und man denkt es gibt nichts, was einem dem Wahnsinn noch näher bringt – der kommende Break belehrt mich eines besseren. Der Protagonist und Sänger Bessac könnte seine Stimme nicht ultimativer einsetzen. NO REMORSE – NO SURRENDER. DEATHLUST setzt anfänglich auf mehr Geschwindigkeit, hier wird der äußerst positive Einfluss des "neuen" Gitarristen Damian (u.a. Arkhon Infaustus) offensichtlich. Zur Songhalbzeit wird das Tempo reduziert und die Gliedmaßen des Rezipienten beginnen gleichmäßig zu zucken. Hyperaktive Menschen treibt diese CD in den sicheren Wahnsinn.
Der Blackmetal Touch zieht sich glücklicherweise durch die komplette Scheibe und wird auf dem folgenden Song STILL ON THE PROWL vertieft. Moshparts mit Feedbacks und unterstreichendem 16tel Blastbeats sind essentiell und hitverdächtigt. Bessac zeigt wiederum, dass man trotz konstanter Stimmlage variabel und bedeutungsschwanger –wobei das Booklet ein Witz ist, da lediglich 4 Texte abgedruckt und einige Zeilen zensiert wurden- rumschimpfen kann. AGING DISGRACEFULLY ist das richtige für Drogenfans. Startend mit einem Akustikpart, der nach etwas über einer Minute von Snaresalven unterbrochen wird und in einen der besten Parts der CD mündet. Kurzer Break und schnell wurde mir klar, dass diese verfluchten Gitarren nach Engelstrompeten klingen. Nur im absolut konträren Sinn. Der Wahn kennt keine Grenzen. WOODS ARE WET, WOMEN HELL – Skit. Ein KICKBACK Album ohne die üblichen Provokationen wäre verdammt weak. THE LAW OF THE SELF ließ mich erst in dem Glauben, dies sei ein richtiger "Hardcore” Song und erinnert strukturell an "Ruining the Show" von der MCD, bricht dann aber wieder im positiven Sinne zusammen und macht den Zuhörer verflucht sauer. Die Sonne scheint eben nicht für jeden. Das Ende baut auf tranceartige Atmosphäre – billige Alternative zu LSD. IF I DIE TONIGHT ist der Soundtrack auf dem Weg zum Auswärtsspiel und überzeugt durch seine Geradlinigkeit. Allgemein sind die Songs wesentlich komplexer, als alle vorangehenden Kickback Output's, was dieses Release wesentlich wertvoller als sämtliche aktuellen "Deng-Deng-Deng-Releases" macht. SIDESHOW ist einer meiner persönlichen Favoriten. Absolut treibend steigert sich der Sound zu dem finalen Breakdown. Das Maximum an Destruktion, Entmutigung, Verzweiflung, Verfahrenheit, Sinnlosigkeit, Resignation, Not, Ausweglosigkeit, Skepsis, Schwarzseherei wird hier erreicht, allerdings auf eine Art & Weise hart wie Herkules und man grinst trotzdem noch wie Coppola. UNHOLY TRIUMPH besticht wiederum durch Bessac's Gesangsline und einer allgemein höheren Geschwindigkeit. Das THE AUDIENCE IS THE TARGET-Skit sagt dem Hörer, dass er Scheiße ist, was sich sicherlich die meisten annehmen, oder vielleicht wenigstens drüber nachdenken. Abgeschlossen wird das Album mit dem vernichtenden Song WARPATH. Stimmdopplungen und eine Portion Hall lassen Bessac noch abgefahrener klingen und panzerartige Walzparts sorgen für die nötige musikalische Untermalung. Das Outro bietet nochmals ausreichend Gelegenheiten den nächsten Kontrahenten umzunieten. Das läuft.
Fazit: Kickback machen auf NO SURRENDER alles richtig. Wenn man überhaupt von irgendwelchen Einflüssen sprechen kann, dann sind wohl Integrity und Converge zu nennen, allerdings ist die Scheibe absolut eigenständig und sehr viel komplexer als vergangene Releases. Das Konzept ist Kickback getreu und absolut authentisch, wenn man es versteht. Der primitive Pöbel wird nur diese unglaubliche, unmenschliche Aggressivität feiern – die gehobene Bildungsschicht sieht den Sinn dahinter. Paris ist eben nicht nur Eiffelturm, Louvre und Oralsex, sondern dreckig, gewalttätig und asozial. Deal with it!!!
Einziger Kritikpunkt: Die Band schien ziemlich viel Kompromisse bei dem Deal mit GSR eingegangen zu sein, anders kann ich mir die fehlenden Texte und Zensuren im Booklet nicht erklären.
Punkte: 9/10
Disco:
The meaning of pain (1991)
No one gets out alive (1992)
Demo (1993)
Cornered (1995)
Forever War (1997)
Les 150 Passions Meurtrières (2000)
No Surrender (2009)
http://www.myspace.com/kickback