in döbeln, da geht was !
Verfasst: 27.10.2005, 19:13
http://www.doebelner-allgemeine.de/regional/46575.html
Durchsuchung im rechten Bunker
Döbeln. Bis Frühjahr 2006 will der Döbelner Rechtsanwalt Reinhard Greiten das Nachtragsliquidationsverfahren für das Gelände der Möbelwerke an der Feldstraße in Döbeln abschließen. Damit sind die seit der Pleite der Möbelwerke verworrenen Eigentumsverhältnisse geklärt. Die Stadt, die das Verfahren angeschoben hat, kann die Industriebrache zu einem symbolischen Preis erwerben und es perspektivisch für eine gewerbliche Nutzung vorsehen.
Die Nachtragsliquidation für das Gelände brachte aber auch einen weiteren entscheidenden Vorteil: Das Verfahren beendete den ziemlich rechtsfreien Raum, den eine gut organisierte rechtsgerichtete Gruppe nutzte. Der Staatsschutz hatte ein Auge auf diese Gruppe und verhinderte mit Polizeikräften beispielsweise immer mal wieder angesetzte Konzerte, indem einfach die Einfahrt zum Gelände gesperrt wurde. Rechtsanwalt Reinhard Greiten vertrieb schließlich die unliebsamen Mieter mit juristischen Mitteln von dem Gelände.
Doch auf dem benachbarten Grundstück des Horneburger Geschäftsmannes Helmut Heinssen ließ sich kurz darauf eine neue Gruppe rechtsgerichteter junger Leute nieder. Polizei, Staatsschutz und Beamte der Kriminalaußenstelle Döbeln erwirkten letzte Woche beim Amtsgericht Döbeln einen Durchsuchungsbefehl, weil es eine Anzeige gab, dass die Jugendlichen zum Ausbau ihres bunkerartig gesicherten Treffpunktes auf einer privaten Baustelle Baumaterial geklaut haben. Die gesuchten Paneelbretter wurden bei der Durchsuchung der leeren Industriebaracke auch gefunden. Doch die Ausschmückung der Räume mit Hakenkreuzfahnen, Hitlerbüste und Fotos aller Nazigrößen an den Wänden beschäftigt nun die Abteilung Staatsschutz der Polizeidirektion Westsachsen, bestätigt deren Leiter Steffen Dittmann. Gefunden wurde zudem rechtes Propagandamaterial sowie Musikinstrumente und Texte, die nun noch intensiver auf den Tatbestand der Volksverhetzung geprüft werden, bestätigt Bernd Merbitz, Leiter der Polizeidirektion Westsachsen. Dass der neue kleine Bunkertreff der Rechten ein Ableger des zerschlagenen Szenetreffs in den Möbelwerkehallen ist, zweifelt Steffen Dittmann vom Staatsschutz aber an. "Das ist eine eigenständige Gruppe, die in der Abgeschiedenheit ihre rechte Orientierung pflegt und hier abhängt."
Helmut Heinssen, Besitzer des Geländes, will nun schnell reagieren und das besagte Gelände räumen lassen. "Ich habe Teile an einheimische Handwerker vermietet. Mit den Rechten habe ich nichts zu tun. Ich bin nächste Woche vor Ort und werde mich darum kümmern", verspricht er. Er könnte sich vorstellen, enger mit der Stadt zusammenzuarbeiten, um die gesamte Industriebrache wieder einer gewerblichen Nutzung zuzuführen.
Thomas Sparrer