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[Review] Silverstein - Short Songs

Verfasst: 19.01.2012, 22:23
von Kingpin
Silverstein - Short Songs

VÖ: 07.02.2012
Label: Hopeless Records - http://www.hopelessrecords.com

Bild

Tracklist:
01. Sick As Your Secrets
02. Sin & Redemption
03. SOS
04. Brookfield
05. La Marseillaise
06. World On Fire
07. Sleep Around
08. My Miserable Life
09. Truth & Temptation
10. One Last Dance
11. See Ya Bill
12. Short Songs (Dead Kennedys) (ft. Tim McIlrath, Scott Wade, Chris Hannah, Paul Rousseau, Jimmy Stadt u.a.)
13. 236 E. Broadway (Gob)
14. Good Intentions (Gorilla Biscuits)
15. Destination: Blood! (Orchid)
16. Coffee Mug (Descendents)
17. xOn Our Kneesx (The Swarm) (ft. Liam Corner)
18. Scenes From Parisian Life (The Promise Ring)
19. It's My Job To Keep Punk Rock Elite (NOFX)
20. Quit Your Job (Chixdiggit)
21. The Ballad of Wilhelm Fink (Green Day)
22. You Gotta Stay Positive (Good Clean Fun)

Laufzeit: 20:23 min

Eine überaus überraschende Platte haben dieser Tage Silverstein veröffentlicht: „Short Songs“ kommt mit 22 Songs daher, die nicht nur recht kurz und kompakt geartet sind, sondern auch neue Töne anklingen lassen. Die Band, die bereits seit 2000 besteht und weit über die kanadischen Grenzen hinaus Berühmtheit erlangt hat, entfernt sich dabei von ihrem poppigen Gewand, welches sie in letzter Zeit etwas überstrapaziert haben, und schauen auf ihre Wurzeln zurück – und dass in zweifacher Weise.

Silverstein-Fans bekommen auf „Short Songs“ zwar auch den typischen Sound der Band geboten, aber auch neue, vor allem aber viel härtere Klänge: es gibt weitaus weniger clean gesungene Vocals, weniger Pop, dafür mehr fiese Riffs und rotziges Shouting – kurz gesagt: man legt einfach eine viel härtere Gangart an den Tag. Und all das eben in Kurzform. Und die steht den elf eigen-komponierten Songs auch richtig gut: Die Band nutzt ihre Stärken, um etwa auf „One Last Dance“ den erfolgreichen Post Hardcore mit Pop Appeal darzubieten, der bei Tracks wie „My Heroine“ mit derzeit 6,5 Millionen Klicks belohnt wird, probiert sich hier aber viel mehr aus und betont dabei das „Post“ in der oben genannten Genre-Beschreibung. So bietet „SOS“ ein wunderbar zerstreutes Schlagzeug-Spiel, welches sich in groovenden Passagen zu verlieren weiß, während das Songwriting ein wenig an Touché Amoré erinnert. „La Marseillaise“ oder „My Miserable Life“ beeindrucken dann auch wie schon erwähnt durch viel mehr Ecke und Kanten sowie rotzige Passagen, was der Band insgesamt gut steht, aber auch noch ausbaufähig ist. Hin und wieder überragt die neue Brutalität die Songstrukturen, so dass es mehr knallt als dass es zusammen wirkt.

Aber „Short Songs“ beinhaltet auch straighte sowie Melodie-gefütterte Punk Rock-Tracks wie „Brookfield“ oder am Genre-Tor des Pop klopfende Balladen wie „Sleep Around“, die jedes fünfzehnjährige Kid glücklich machen und aalglatten Sound bieten. Jene Songs sind dann zum Teil dermaßen weichgespült, dass die Gegensätze auf der Platte teilweise in ein immens ausgeprägtes Extrem verschoben werden, woraufhin nicht jeder Übergang klanglich sitzt.

Als Leckerbissen gibt es dann noch einmal weitere elf Tracks auf der Platte, wobei es sich dabei um kurze Cover-Songs von Punk Rock-Helden wie den Dead Kennedys und NOFX oder aber der kanadischen Straight Edge-Crew The Swarm und der Screamo-Band Orchid handelt. Silverstein bekennt sich zu seinen Einflüssen, schafft es jedoch nicht immer, jene originell zu würdigen. So gerät „Coffee Mug“ von den Descendents entschieden härter als das Original, genau wie auch „Good Intentions“ von den Gorilla Biscuits, welches nicht nur schon viel zu oft gecovert wurde, sondern in der hier präsentierten Form gänzlich an Charme einbüßt. Interessanter sind da schon die Neuinterpretationen von Orchid´s „Destination: Blood“ sowie das bitterzarte „Scenes From Parisian Life“ der Emo-Vorreiter von The Promise Ring. Die weiteren Tracks sind kaum der Rede wert, schaffen es jedoch aufgrund der geringen Laufzeit für Kurzweile zu sorgen.

So bleibt zu guter Letzt das Gefühl, dass sich Silverstein auf der A-Seite von „Short Songs“ ausprobieren und neue Styles in ihren Sound integrieren wollten, und auf der B-Seite dann den alten Helden mittels der neu gefundenen Härte huldigen (möchten). All das passiert auf einem recht hohen Niveau, jedoch fehlt der Band noch das Händchen für eine gelungene Verbindung der verschiedenen Spielarten. Die Platte ist somit nicht nur für Fans überaus interessant, die sowohl die Entwicklung der Band genau nachverfolgen und dabei auch die größten Einflüsse der Band kennenlernen wollen, sondern auch für Musikliebhaber und Musikliebhaberinnen, die keine Scheu vor einer Mischung aus Post Hardcore, speed-getränktem Geknüppel, vertracktem Screamo und melodischem Pop & Skate Punk haben. Silverstein scheinen sich neu zu orientieren, was nach knapp zwölf Jahren Bandgeschichte sicherlich nicht einfach, im Falle des mit der Zeit schon ein wenig eingefahrenen Sounds der Kanadier aber auch nicht gänzlich unpassend ist. Kurz, schmerzlos, würzig; kurzum gut.

Punkte: 07/10

Discographie:
2012 - Short Songs LP
2011 - Rescue LP
2011 - Support Your Local Record Store EP
2010 - Transitions EP
2010 - Decade (live At The El Mocambo)
2009 - A Shipwreck In The Sand LP
2007 - Arrivals & Departures LP
2006 - 18 Candles: The Early Years
2005 - Discovering The Waterfront LP
2003 - When Broken Is Easily Fixed LP
2002 - When The Shadows Beam EP
2001 - Summer's Stellar Gaze EP

http://www.silversteinmusic.com/