Bezeichnend für den Abend sollte die Ankunft an der Leipziger Lokalität bleiben, denn gegen halb 8 Uhr spielten vor dem Eingang des “Conne Islands” Mitglieder von “Success Will Write Apocalypse Across The Sky” (Extrapreis für den längsten Bandnamen), “Arsonists Get All The Girls” und “Carnifex” - Beer Pong und der ein oder andere war schon alkoholtechnisch gut dabei.
Nicht viel später ging es dann in einen (bei der ersten Band) mäßig gefüllten Konzertsaal “Success Will Write Apocalypse Across The Sky” spielten als erstes auf. Der Bombensound konnte mich für meinen Teil nicht überzeugen, es gab den Freundlichkeitsapplaus und die Menschen, auf die ja noch 6 weitere Bands warten, hatten sich auch nur leicht erwärmen lassen. Mir persönlich ist diese Deathcore-BrOOtal-Sache mittlerweile zu langweilig, außer jemand zwinkert gewaltig mit den Augen. Und was bitte hat die Schwester von Kelly Osbourne an dem Keyboard oder Synthesizer gemacht? Dieses Teil war doch nur Zwischen den Songs zu hören. Komisch.
Nach kurzer Umbaupause waren dann “Arsonists Get All The Girls” dran. Ein Must-Unbedingt-See für mich und ich sollte auch nicht enttäuscht werden. Der sichtlich Beer-Pong-erheiterte-Gitarrist sorgte schon vor den ersten Tönen für Lacher und dann brach die Hölle (also die fetzige Version) los. Ich habe noch kein Konzert erlebt bei dem 7 Bands spielen und bereits die zweite so abgefeiert wird. Der Pit wurde eröffnet, es wurde geklatscht, gesprungen, gemosht und gepogt, ein neuer Song wurde präsentiert (sehr vielversprechend - die Trademarks waren dabei) und bei “Claiming Middle-Age A Decade Earlier” mit Unterstützung vom “War From A Harlots Mouth” Sänger gab es kein Halten mehr. Beim letzten Song wurde noch die Bühne erobert und “AGAT” haben ALLES richtig gemacht. Großartig.
“War From A Harlots Mouth” waren der nächste Kracher des Abends. Ein wirklich perfektes Set, ein paar neue Songs und wieder ein absolut geiler Sound - ich verschwand dann auch in der moshenden Masse und was dort abging gefiel mir richtig gut - typisch für “WFAHM” ist scheinbar, dass der Pit total brutal aussieht, es dort aber total gemütlich/ohne große Schmerzen zugeht. Die neuen Songs zünden live genauso geil auf der Platte und die Stimmung im “Conne Island” war unglaublich - vor allem viele lächelnde Gesichter - so soll es sein. “WFAHM” sind live eine Bank und dass haben die Jungs an dem Abend wieder sehr eindrucksvoll bewiesen.
“Carnifex” betraten danach die Bühne. Bei deren Musik (bei aller Achtung für den Stil und auch Respekt) frage ich mich: Wieviele “Suicide Silence” und “Whitechapel” braucht man(n) denn noch? Ich für meinen Teil keine weiteren. Mit gutem Sound wurde das (Entschuldigung) Abziehbilderdeathcore in die Massen geblasen. Nicht mein Ding, aber über der Hälfte des Publikums hat es scheinbar viel besser als mir gefallen.
“Beneath The Massacre” ist für mich ein bis dato unbeschriebenes Blatt. Eine noch brutalere Stimme als bei Carnifex, ein muskulöses Tier als Sänger (krasser Typ), der immer mit seinem Kopf diesen Move vom “Illdisposed - Dial 1-800 Vindication Album” gemacht hat (für die die es kennen - ohne explodierende Körper). Hat mir besser gefallen als “Carnifex” ist mir aber trotzdem zu ernst und zu brutal, ein paar junge BrOOtal-Kids sind ja auch schon nach deren Helden “Carnifex” entschwunden. Besser aber auch nicht meine Musik. Guter Sound, krasser Sänger.
Bleeding Through brauchten am längsten zum Umbau und man könnte, sofern man die Band nicht kennt, erwarten das da gleich eine Gothickapelle losspielt. Der Sound war bei den ersten beiden Songs leider nur eine Schlagzeugwand mit etwas Gesang, besserte sich aber im Laufe des Sets. Ich hätte mir gerne mehr alte Songs gewünscht. Der Kracher war “Rise” - etwa in der Mitte des Sets. Besonders gut gefiel mir, dass alle Gesangsstellen nahezu perfekt saßen, auch wenn man dort den Lautstärkenregler gerne noch ein Stück weitergedreht hätte. Viel Bewegung auf und vor der Bühne und ein sehr guter Aufttritt. Wahrscheinlich war meine Erwartung zu hoch gesteckt. Trotzdem stark.
Ob es an der fortgeschrittenen Zeit lag oder unterschiedlichen Geschmäckern, kann ich nicht beurteilen, aber “Darkest Hour” spielten vor den wenigsten Leuten, was sehr schade für die dann Unbeteiligten war. “Darkest Hour” sind live härter als auf Platte. Das Set war sehr ausgewogen zwischen deren Platten, ich hätte mir nur die Songs in Originalgeschwindigkeit gewünscht (also etwas langsamer), so war das schon ein Hardcoreset, vielleicht versuchte man sich den Anderen anzupassen. Die wunderbaren Doppelgitarrenparts kamen super rüber und es wurden viele Köpfe geschüttelt und trotz weniger Mosh wurde die Band gefeiert. Sehr gut! Die letzen beiden Songs (inkl. Zugabe) waren für mich die krönenden Highlights des Abends “With A Thousand Words To Say But One” und die Zugabe “Tranquil” brachten noch einmal ordentlich Stimmung in die Meute. Hier geht nochmal ein Gruß an den netten Kumpel raus, mit dem ich mir ein Luftgitarrenduell bei “Tranquil” geliefert habe und den kompletten Song ”With A Thousand Words To Say But One” von hinten ins Ohr geschrien habe. Ich wünschte mir noch mehr so nette Menschen auf Konzerten! Nach dem letzten Song wurde noch einmal die Bühne gekapert - inkl. mir und Luftgitarrenkollege und wir begaben uns alle glücklich und zufrieden auf den langen Heimweg. (So ähnlich wie im Märchen.)
Geiles Konzert, für faires Geld, in guter Location mit Bombensound - und bandtechnisch war doch für jeden etwas dabei. So sollte es sein.

(auch auf - siehe Signatur)