[Review] Before I Forsake - Traces

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Pinguin
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[Review] Before I Forsake - Traces

Beitrag von Pinguin »

Before I Forsake - Traces

Label: WOYC
VÖ: 08/12

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Tracklist:
01. Everlasting (intro)
02. Divide
03. Lionheart
04. Decisions
05. Suenos (intermezzo)
06. Reflections
07. Betrayed
08. Tides
09. Breath (outro)

Spielzeit: 24:22 min

"The Quality of your results in life is a direct reflection of the quality of your mind". Dieses Zitat stammt vom Fünfergespann BEFORE I FORSAKE, das seit einiger Zeit die Straßen von Hamburg unsicher macht. Knallig produziert durch Pablo Sanchez, welcher sich mit BILLY THE KID durch enorme Shows einen Namen gemacht hat. Das letzte Release besagten Fünfers wurde erst mal kompromisslos dem Herzen gewidmet und hat unter den Anhängern der Band für Optimismus und einen starken Egopush gesorgt. In diesem Sinne: Vorhang auf für BEFORE I FORSAKE" und ihren aktuellen Silberling "Traces".

Bereits der Opener "Everlasting" knallt mit den Trademarks der Band durch die Lautsprecher. Gangshouts und ein wüstes Riffing, was nach altbekannter "Unbreakable" Manier wieder für eine enorme Bewegungsfreudigkeit sorgt. Dazu kommen trotzige Shouts, deren Aussage wie erwartetet stark positiv ist. Beim Anhören dieser Platte ist kein Platz für Zweifel, Selbstwertkomplexe oder Versagensängste - die Hamburger verstehen es einfach prima, wie man seine Hörer positiv prägt.

Was als Verbesserung zum bereits sehr starken Vorgänger auffällt, ist die musikalische Vielfalt in den gerade mal sechs Songs. Während "Lionheart" mächtig knallt, hat man bei "Tides" ein Meisterstück der Motivation geschaffen, welches mit variablen Elementen und kraftvollen Crewvocals einschlägt. Mit "Decisions" zeigen BEFORE I FORSAKE wiederum Tiefgang. Der Song ist eher langsamer und schafft es, den Hörer zum Nachdenken anzuregen. Der Clip zu "Decisions" ist wahrscheinlich einer der besten, den es im Bereich Hardcore so gibt. Endlich setzt sich mal wieder jemand mit seiner Umwelt auseinander und erzählt eine ergreifende Geschichte über Obdachlosigkeit, anstatt sich in den Wald zu verkrümeln und möglichst brutal zwischen Fichten und Buchen auszusehen. Auch ist die Verteilung der musikalischen Höhepunkte in den Songs gelungen, so wartet man beispielsweise nicht auf einen Breakdown als einziges Glanzstück, sondern es hebt sich auch mal eine schöne Melodie oder ein intensiver Gangshoutpart ab.

Was im Vergleich zwischen den beiden Platten "Dedicated to the Heart" und "Traces" auffällt, ist die stärkere Melodie, die sich auf "Traces" durch die Songs zieht. Die hört sich nicht gekünstelt oder gezwungen an, sondern entwickelt sich einfach mit den Songs und deren Struktur. Man scheint auch mehr auf emotionale als musikalische Härte zu setzen. Nicht das man mich falschversteht: "Traces" hat immer noch genug Mosh, um die Überbleibsel der Maya vom Planeten wegzuwischen. Dennoch wirken die Lyrics aufgrund der besseren Untermalung durch die musikalischen Elemente intensiver. Auch Ohrwurmcharakter wie beispielsweise bei "Breaking Boundaries" ist auf "Traces" noch zu Genüge vorhanden.

Schön ist, dass die Jungs die Spielzeit ihrer Message anpassen, denn es wird auf "Traces" nicht versucht, die Spielzeit auf ein bestimmtes Minimum zu drücken. "Lionheart" dauert beispielsweise zwei Minuten und ein paar zerquetscht, während "Tides" mit knappen fünf Minuten bedeutend länger ausfällt. Das Schema "los spielen-Nachricht verbreiten-gut ist" macht das Ganze noch ein Stück authentischer.

Man wagt sich auch an die starke aber dennoch unwiderruflich mit HEAVEN SHALL BURN verknüpfte Textpassage "We Are The Voice Of The Voiceless" heran. Dass das schiefgehen kann, haben THICK AS BLOOD auf ihrer aktuellen Platte mit einem mächtigen Bauchplatscher bewiesen. BEFORE I FORSAKE machen hingehen mehr daraus... liegt wohl auch daran, dass es einfach besser ins Hamburger Konzept passt. Und so wird "Reflections" zu einer eingängigen und angepissten Hymne, sich doch bloß nicht unterkriegen zu lassen.

Um nochmal auf das zuvor erwähnte "Tides" einzugehen: Selten hört man so kraftvolle Textpassagen wie "on and on and on until we break this chains, holding us down cause we have so much more to give, greater hights to reach, pull the strings to move the mountains"! Wer sich bei solchen ausdrucksstarken Lyrics nicht im Getümmel der ersten Reihen wiederfindet, um mächtig mitzukrakelen, der macht definitiv was falsch.
Was ebenfalls auffällt ist die doch ordentlich verbesserte Performance des Sängers, welcher sich Stimmungen optimal anpassen kann und es so schafft, den Hörer auf verschiedene Weise zu berühren.

Was mir persönlich an BEFORE I FORSAKE schon immer gefallen hat, sind die Aussagen der Band und die Freude an dem, was sie machen. Die Jungs sind einfach so was von weltoffen und auf dem Boden geblieben, was sich auch in ihrer Musik widerspiegelt. Und genau dass macht es so authentisch. Leider kommt es durch den massiven positiven Input leider vor, dass der ein oder andere Sympathisant mit den Schultern im Türrahmen stecken bleibt. Also schlage ich beim Hören von „Traces“ eine zwanzig Zentimeter größere Türrahmennorm vor. Das erspart peinliche Begegnungen mit der Feuerwehr und deren Flexgerät.

Als einzigen negativen Punkt kann man die doch etwas karg ausgefallene Spielzeit von 24 Minuten ins Felde führen. Da hätte man sich als Hörer durchaus ein bisschen mehr gewünscht.

Zusammengefasst kann man sich "Traces" als geschlossene Phalanx aus Spartanern vorstellen. Es gibt keine nennenswerten Schwachstellen und der Hang zum Klassiker ist definitiv da. Fehlen tut vielleicht noch ein kleines bisschen mehr Wiedererkennungswert, aber bei einer so jungen Band kann man sich schon mal im bezüglich der nächste Platte fest angurten.
Manche Leute munkeln, dass man für eine wirklich gute Platte einen australischen Strand benötigt. BEFORE I FORSAKE beweisen, dass die Elbe, ein großes Herz und beide Beine auf dem Boden das ebenfalls ermöglichen.

Punkte 9/10

Discographie:
2012 - Traces
2010 - Dedicated To The Heart EP

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